Feynman-Methode: auch schwierige Themen effektiv und schnell erlernen
Lernen ist nicht gleich lernen. Das klingt zunächst komisch, entspricht aber der Realität. Oftmals denken Lernende, dass sie Inhalte gut verinnerlicht haben. In Wahrheit bezieht sich das vermeintliche Wissen jedoch nur auf ausgelernte Phrasen ohne wirklichen Tiefgang. Die Feynman-Methode hilft, genau dies zu vermeiden. Wie diese genau umgesetzt wird, wer Namensgeber Feynman war und worin die Vorteile liegen, erklärt der Ratgeber im Folgenden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Feynman-Methode ist benannt nach ihrem Erfinder Richard Feynman
- Mit Hilfe der Lernmethode sollen komplexe Themen in einfachen Wörtern ausgedrückt werden
- Das Ziel der Feynman-Methode liegt darin, das Lernen tiefgreifend und weniger oberflächlich zu gestalten
- Das Feynman-Prinzip basiert auf einem vierstufigen Lernsystem und kann für zahlreiche Themengebiete genutzt werden
Was ist die Feynman Methode?
Bei der Feynman-Methode handelt es sich um ein bestimmtes Lernverfahren. Dieses soll den Lernenden dabei behilflich sein, sich Informationen besser einzuprägen und selbst komplexere Themengebiete ausreichend intensiv zu erlernen. Vermieden wird mit Hilfe der Methode, dass gewisse Inhalte nur auswendig gelernt werden, ohne aber dahinterstehende Zusammenhänge zu verstehen.
Was sind die Gründe für die Feynman-Methode?
Die Gründe für die Feynman-Methode sind schnell genannt. Dieses Lernsystem eignet sich für zahlreiche unterschiedliche Themengebiete und zielt immer auf das Gleiche ab. Der jeweilige Inhalt soll tiefgreifend verstanden werden. Die Basis bildet dabei eine Erklärung in einfachen Worten. Nur wenn das möglich ist, haben Lernende die Zusammenhänge einzelner Themenbereiche verstanden und können dementsprechend argumentieren. Andernfalls droht Gefahr, dass zum Beispiel in Prüfungen das erlernte Wissen nicht ausreichend ist.
Wer war Feynman?
Richard Feynman wurde in erster Linie als Physiker bekannt, der sogar 1965 gemeinsam mit den Kollegen Schwinger und Tomonaga einen Nobelpreis erhielt. Allerdings beschäftigte sich der Nobelpreisträger auch mit einer ganzen Reihe anderer Dinge. Diese erklärte Feynman gerne anderen Menschen, wollte dies aber in so einfachen Worten wie möglich tun.
Die Grundidee der Feynman-Methode war geboren. Über die Jahre hinweg etablierte er unter seinen Kollegen ein Spiel, in dem komplexe Sachverhalte in einfachen Worten beschrieben werden mussten. Genau darauf basiert die heutige Lernmethode.
Wie funktioniert die Feynman-Methode?
Die Feynman-Methode basiert auf insgesamt vier unterschiedlichen Schritten. Der erste Schritt dient dazu, sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen. Die wichtigsten Punkte werden unter einer Überschrift auf einem Blatt notiert. Anschließend versuchen die Lernenden, einem imaginären oder vorhandenen Partner, das Thema in einfachen Worten tiefgreifend zu erklären. Überall, wo das nicht gelingt, folgt eine Notiz auf dem Zettel.
In einem weiteren Schritt folgt nun das Schließen der Wissenslücken. Oder anders: Es musst gelernt werden. Der vierte und letzte Schritt dient dazu, das Erlernte nun noch einmal zu überprüfen. Tun sich weiterhin Lücken auf, werden diese erneut durchgearbeitet. Der Zyklus wird so lange durchlaufen, bis keine Schwachstellen mehr erkennbar sind.
Einzelne Schritte der Feynman Methode
Damit du aus der Feynman Methode einen maximalen Erfolg ziehen kannst, haben wir hier die einzelnen Schritte für dich noch einmal übersichtlich aufgeführt:
1. Schritt: Überblick verschaffen und Thema erklären
Der erste Schritt ist für dich das Verschaffen eines Überblicks über das aktuelle Thema. Dieser ist unerlässlich, wenn du mit der Feynman Methode zum Erfolg kommen möchtest. Du notierst dir auf einem Blatt Papier eine Überschrift. Darunter führst du die Punkte auf, die du bereits zu einem Thema weißt.
Anschließend geht es darum, das Thema zu erklären. Das kannst du mit Hilfe eines Partners oder Freundes machen. Aber auch ein imaginärer Partner ist denkbar. Wichtig ist auf jeden Fall, dass sich dein Gegenüber nicht mit dem jeweiligen Thema auskennt. So ist sichergestellt, dass diese oberflächlichen Erklärungen allein nicht zufrieden stellen werden. Du musst also genau erklären und tiefgreifend mit einfachen Worten aufklären.
2. Schritt: Schwachstellen ausfindig machen und notieren
Bei der Erklärung in eigenen Worten stößt du vermutlich schnell an deine Grenzen. Das sollte dich nicht frustrieren, denn genau das ist der Sinn der Sache. Dort, wo du keine guten Erklärungen in einfachen Worten liefern kannst, ist offensichtlich noch Nachholbedarf vorhanden. Diese Schwachstellen solltest du dir notieren.
Gleichzeitig raten wir dir dazu, auch den anderen Weg einmal zu prüfen. Notiere dir also mögliche Fachbegriffe oder Fremdwörter, die du verwendet hast. Diese musst du erklären können oder solltest diese aus deiner jeweiligen Antwort streichen.
3. Schritt: Wissenslücken schließen
Der dritte Schritt ist der intensivste Schritt von allen. In diesem geht es nämlich darum, die aufgedeckten Wissenslücken zu schließen. Das Gute: Du weißt genau, an welchen Stellen du ansetzen musst. Diese hast du ja im Vorfeld mit deinen Erklärungsversuchen ausfindig gemacht. Um die Erklärungen für Außenstehende noch besser verständlich zu machen, kannst du übrigens auch auf Beispiele aus dem Alltag zurückgreifen.
4. Schritt: Korrekte und leicht verständliche Erklärung des Themas
Der vierte Schritt ähnelt nun wieder dem ersten Schritt. Bezeichnet wird die Feynman-Methode oftmals auch als Lernzirkel. Jetzt geht es wieder darum, dein Thema dem (imaginären) Partner in einfachen Worten vorzustellen. Hast du bereits optimal gelernt, hast du beim Erklären jetzt keine Probleme und gerätst an keiner Stelle ins Stocken. Falls noch Lücken vorhanden sind, notierst du diese erneut und durchläufst die bisherigen Schritte.
Vorteile der Feynman-Methode
Die Feynman-Methode bringt einige Vorteile mit sich. Zum einen gehört dazu natürlich das übergeordnete Ziel. Setzen Lernende diese Methode korrekt um, bauen diese ein tiefgreifendes Verständnis für Themen auf und können dieses in einfachen Worten erklären. Damit sind diese zum Beispiel bestens vorbereitet für Transferaufgaben.
Darüber hinaus kann die Methode unabhängig vom eigenen Wissensstand verwendet werden. Auch wenn sich die Lernenden einem Thema ganz neu widmen, kommen diese bei einer richtigen Umsetzung zum Erfolg. Teure Hilfsmittel oder Lernmaterialien sind nicht notwendig, dennoch werden die möglichen Schwachstellen transparent aufgezeigt.
Nachteile und Grenzen der Feynman-Methode
Hier und da stößt die Methode allerdings auch an ihre Grenzen. Fällt ein Unterbereich eines Themas durch das Raster, laufen die Lernenden Gefahr, dass dieses nicht ausreichend erlernt wird. Darüber hinaus ist es speziell ohne echten Partner schwierig, sich korrekt zu kontrollieren.
Hier besteht die Gefahr, dass Sachen für augenscheinlich klar erklärt werden, obwohl diese einem Dritten wohlmöglich noch gar nicht klar sind. Das kann zur Folge haben, dass sich Lernende diesem Unterthema im weiteren Verlauf nicht ausreichend widmen und damit den gesamten Erfolg der Lernmethode gefährden.
Anwendungsgebiet der Feynman-Methode
Das Anwendungsgebiet der Feynman-Methode ist vielseitig. Drei mögliche Anwendungsgebiete sind im Folgenden aufgeführt:
- Studium
- Beruflicher Alltag
- Vorträge
Beispiele für die Feynman-Methode
Dieses Konzept lässt sich wunderbar für das Lernen im Studium und in der Vorbereitung auf eine Klausur umsetzen. Darüber hinaus kann das Konzept aber auch im beruflichen Alltag helfen, wenn es zum Beispiel um die sogenannten Transferaufgaben geht. Für Vorträge ist die Feynman-Methode jedoch ebenfalls passend. So gelingt es erfahrungsgemäß, durch den Verzicht auf Fachbegriffe die Zuhörer länger „an der Stange“ zu halten.
- Vorbereitung auf eine Klausur
- Vorbereitung auf einen Vortrag
- Transferaufgaben im Beruf
- Reduktion auf Kernfakten für ein Meeting
Fazit
Die Feynman-Methode kann das Lernen deutlich effizienter gestalten. Mit Hilfe verschiedener Schritte können Schwachstellen schnell herausgearbeitet und intensiv aus dem Weg geräumt werden. Zu den großen Vorteilen zählen zudem die einfache Anwendung und der Verzicht auf teure Lernmaterialien oder Hilfsmittel. Gerade dann, wenn kein echter Lernpartner zur Verfügung steht, sollten die Lernenden aber mit größter Sorgfalt vorgehen, um den maximalen Erfolg zu ermöglichen.