Studieren mit Fachabitur: die Möglichkeiten

Auch mit einem Fachabitur bestehen für Schulabgänger vielfältige Möglichkeiten, ein Studium aufzunehmen. Was eine Fachhochschulreife genau ist und welche Studienfächer damit absolviert werden können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • „Fachabitur“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Fachhochschulreife.
  • Schulabgänger mit einem Fachabitur können an allen deutschen Fachhochschulen (und im Ausland) studieren.
  • Neben der Fachhochschulreife berechtigen die Fachgebundene Hochschulreife sowie die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu einem Studium.

Was ist die Fachhochschulreife?

Die Fachhochschulreife ist besser bekannt unter der Bezeichnung Fachabitur. Es handelt sich um einen höheren Bildungsabschluss der Sekundarstufe II, der zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt. Mit einem Fachabitur können unter gewissen Voraussetzungen ebenfalls einige Bachelorstudiengänge an einer Universität absolviert werden.

Hochschulzugangsberechtigungen im Überblick

Es gibt verschiedene Wege und Abschlüsse, die Absolventen den Zugang zu einem Studienplatz an einer (Fach-)Hochschule ermöglichen. Dazu zählen die Allgemeine Hochschulreife, die Fachgebundene Hochschulreife und die Fachhochschulreife (meist Fachabitur genannt).

Allgemeine Hochschulreife

Die Allgemeine Hochschulreife, das Abitur, bezeichnet den höchstmöglichen schulischen Bildungsabschluss der Sekundarstufe II. Wer ein Abitur hat, kann an jeder deutschen Universität den Studiengang seiner Wahl (solange es keine NC-Grenzen gibt) belegen. Um das Abitur zu erlangen, wird mindestens die Mittlere Reife vorausgesetzt. Bis zum Abitur stehen Absolventen dann weitere 2 bis 3 Jahre Schulzeit bevor. Haben Sie bereits die Fachgebundenen Hochschulreife oder Fachhochschulreife erlangt, lässt sich das Abitur in deutlich verkürzter Zeit nachholen.

Fachgebundene Hochschulreife

Die Fachgebundene Hochschulreife ist mit einer Fachhochschulreife vergleichbar. Einziger Unterschied: Es wird ein Fach vertiefend unterrichtet. Fachgebundene Hochschulreifen werden oft mit dem Schwerpunkt Informatik, Elektrotechnik, Ernährung, Sozialwesen oder Wirtschaft angeboten. Voraussetzung, um die Fachgebundene Hochschulreife zu erlangen, ist mindestens die Mittlere Reife. Weitere Aufnahmekriterien können u. a. eine abgeschlossene Berufsausbildung, Berufserfahrung oder ein mindestens einjähriges Praktikum in einem fachlich einschlägigen Bereich sein.

Eine Fachgebundene Hochschulreife berechtigt zum Studium an einer Fachhochschule oder für Studiengänge an einer Universität – jedoch ausschließlich in dem Fachbereich, in dem der Schwerpunkt gewählt wurde. Oftmals kann ein Studium der Informatik, Ökotrophologie, im Bereich Elektrotechnik, Soziale Arbeit oder den Wirtschaftswissenschaften mit entsprechendem fachgebundenem Abschluss auch einer normalen Hochschule begonnen werden.

Wer die Fachgebundene Hochschulreife (oder die Fachhochschulreife) besitzt, kann recht simpel das Abitur nachholen. Dazu müssen Sie eine zusätzliche Prüfung in einer zweiten Fremdsprache (z.B. Französisch, Latein, Italienisch, Spanisch oder Russisch) ablegen und erfolgreich bestehen.

Fachhochschulreife

Bei einer Fachhochschulreife handelt es sich um einen höheren Bildungsabschluss der Sekundarstufe II – ohne Schwerpunktsetzung, wie etwa bei der Fachgebundenen Hochschulreife. Sie ermöglicht zum Studium an den Fachhochschulen, ein Studium an einer Universität ist jedoch aufgrund der fehlenden Spezialisierung in der Regel nicht möglich. Jede Hochschule in Deutschland kann selbst entscheiden, ob sie die Fachhochschulreife als ausreichend für ein Bachelorstudium anerkennt oder nicht.

Die Fachhochschulreife ist unterteilt in einen schulischen und einen praktischen (beruflichen) Teil. Der schulisch zu absolvierende Anteil ist in der Regel mit dem erfolgreichen Abschluss der 12. Klasse (G9) bzw. der 11. Klasse (G8) absolviert. Der praktische Teil kann durch eine abgeschlossene Berufsausbildung, durch eine mehrjährige Berufstätigkeit (meist 4 Jahre), durch ein einjähriges gelenktes Praktikum oder Aufgaben, die diesem Praktikum gleichgestellt sind.

Neben den Fachhochschulen können Interessenten an folgenden Schulen die Fachhochschulreife erwerben:

  • Fachoberschulen
  • Berufskollegs
  • Berufsoberschulen
  • Fernschulen
  • Privatschulen
  • Abendschulen
  • Volkshochschulen

Fachabitur

Es ist immer wieder vom Fachabitur die Rede, denn der Begriff wird häufig synonym für die Fachhochschulreife oder auch die Fachgebundene Hochschulreife verwendet. Streng genommen gibt es diese Bezeichnung jedoch gar nicht. Die einen bezeichnen mit Fachabi die Fachgebundene Hochschulreife, andere hingegen meinen die Fachhochschulreife. Deshalb ist es wichtig, für die Einschätzung der individuellen Hochschulzugangsberechtigungen mit einem „Fachabi“ genau zu wissen, um welchen Abschluss es sich handelt.

Studienmöglichkeiten in Deutschland

Mit einem Fachabitur stehen Absolventen verschiedene Studienmöglichkeiten offen. Je nach Bundesland können sich Unterschiede ergeben, vor allem, was das Studium an einer Universität betrifft.

Fachhochschulen

An einer Fachhochschule ist Schulabgängern mit einem Fachabitur (Fachgebundene Hochschulreife und Fachhochschulreife) ein Studienplatz ihrer Wahl sicher. Die Auswahl ist an den meisten FHs deutlich begrenzter als an Universitäten. Fachhochschulen sind in der Regel auf die Unterrichtung eines oder mehrerer Fächer bzw. Fachbereiche spezialisiert, z. B. im Bereich Soziale Arbeit, Elektrotechnik oder Informatik.

Universitäten

Studieren mit Fachabitur ist an deutschen Universitäten grundsätzlich erlaubt. Diese Möglichkeit ist jedoch mit der strikten Einschränkung verbunden, dass ein fachlich einschlägiges Studium belegt werden muss. Nur Studiengänge, zu denen ein direkter fachlicher Bezug durch die schulische Ausbildung gegeben ist, dürfen statt an einer Fachhochschule auch an einer Universität belegt werden. Wenn sie sich während ihres Schulabschlusses auf die Fachrichtung Informatik spezialisiert haben, können Schulabgänger ihr Studium z. B. in Informatik, Software Engineering oder einem vergleichbaren Fach an einer Universität beginnen.

Eine Fachhochschulreife oder Fachgebundene Hochschulreife berechtigt nicht dazu, an einer Universität bzw. Hochschule zu studieren. Wer z. B. ein Fachabitur mit dem Schwerpunkt Wirtschaft hat, kann an den meisten Universitäten zwar Wirtschafts- oder Betriebswirtschaftslehre studieren. Ein Studium in Jura ist für ihn jedoch nicht möglich. Lediglich in Niedersachsen und Hessen besteht die Möglichkeit, mit der Fachhochschulreife ein Bachelorstudium ohne Vorkenntnisse in einem Fach zu beginnen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie die notwendigen Voraussetzungen für das Studieren mit Fachabitur in Ihrem Bundesland erfüllen, können Sie sich an eine entsprechende Beratungsstelle der Universität wenden, bei der Sie Ihr Studium beginnen möchten. Denn jede Universität kann eigene Kriterien für die Auswahl der Bewerber festlegen.

Das duale Studium

Auch ein duales Studium ist mit einem Fachabitur möglich. Diese Form der Ausbildung gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Beliebtheit. Das hat vor allem folgenden Grund: Bei einem dualen Studium werden zwei Abschlüsse miteinander kombiniert. Wer sich für ein duales Studium entscheidet, absolviert nicht „nur“ eine Ausbildung, sondern strebt gleichzeitig einen Bachelorabschluss an einer Fachhochschule oder einer Berufsakademie an. Universitäten sind für Fachabiturienten grundsätzlich nicht zugänglich, häufig werden mittlerweile in einem dualen Studiensystem jedoch Ausnahmen von dieser Regel gemacht. Zum Ende der Ausbildungszeit dürfen Sie sich dann über zwei Urkunden freuen: Einen Gesellenbrief und ein Bachelorzeugnis.

Beliebte Studiengänge mit Fachabitur

Die beliebtesten Studiengänge für Studienanfänger mit Fachabitur sind eng mit den fachlichen Schwerpunkten der Fachhochschulreife und Fachgebundenen Hochschulreife verknüpft.

Informatik und Mathe

  • Informatik
  • Wirtschaftsinformatik
  • Software Engineering
  • IT-Management
  • Medieninformatik
  • Maschinenbauinformatik
  • Angewandte Mathematik

(Elektro- und Informations-) Technik

  • Elektrotechnik
  • Automatisierungstechnik
  • Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik
  • Energietechnik
  • Umwelttechnik
  • International Engineering
  • Maschinenbau

Ernährung/Pflege/Gesundheit

  • Ökotrophologie
  • Pflege- und Gesundheitsmanagement
  • Ernährung- und Hauswirtschaftswissenschaft

Wirtschaft

  • BWL (Betriebswirtschaftslehre
  • VWL (Volkswirtschaftslehre)
  • Wirtschaftswissenschaften
  • Wirtschaft und Recht

Lehramt (für Fachschulen)

  • Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft
  • Gesundheitswissenschaft
  • Elektrotechnik
  • Bautechnik
  • Informationstechnik
  • Maschinenbautechnik
  • Mediendesgin und Designtechnik

Wichtig: Wer die Fachgebunde Hochschulreife besitzt, kann eine Lehramtsausbildung nur für Fachschulen beginnen. Grundschullehramt, Haupt- und Realschullehramt oder Gymnasiallehramt kann nur mit der Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) studiert werden.

Sozialwesen

  • Soziale Arbeit
  • Sozialwissenschaften
  • Pflegemanagement

Gestaltung/Medien

  • Kunst, Gestaltung und Musik
  • Gestaltung
  • Medien und Kommunikation

Studium im Ausland als Alternative

Auch für ein Studium im Ausland ist oftmals das Abitur als Zugangsvoraussetzung notwendig. Ausländische Hochschulen erkennen nicht immer ein Fachabitur an. In manchen Fällen wird die Mittlere Reife in Kombination mit einer Berufsausbildung als Zulassungsvoraussetzung anerkannt.

Wer ein klassisches Abitur, die Allgemeine Hochschulreife nachweisen kann, für den ist ein Studium im Ausland vor allem bei an deutschen Unis NC-belasteten Fächern eine gute Wahl. In Deutschland gelten dieselben Standards wie im ausländischen Schulwesen, daher ist ein Abitur überall gleichermaßen anerkannt. Vor allem in den Fachbereichen Medizin und Psychologie ist ein Studium im Ausland für Schulabgänger eine echte Alternative, die keinen Einser-Notendurchschnitt vorweisen können. Die NC-Werte sind in vielen Ländern deutlich weniger streng als in Deutschland, weshalb dort ohne Wartesemester sofort ein entsprechendes Studium begonnen werden kann.

Wer als deutscher Staatsbürger innerhalb der Europäischen Union studieren möchte, braucht kein Visum. Möchten Sie jedoch in den USA oder Australien ein Auslandsstudium beginnen, brauchen Sie ein sogenanntes Studentenvisum. Ein Auslandsstudium bietet Absolventen oftmals bessere berufliche Perspektiven und Einstiegschancen für eine internationale Karriere – durch die bereits auswärts gesammelte Praxiserfahrung. Besonders durch ein Studium bei namenhaften Universitäten im Ausland steigert man seine Gehalts- und Karrierechancen unter Umständen immens.

In vielen deutschen Nachbarländern sind die Studiengebühren sehr gering:

  • Niederlande
  • Österreich
  • Norwegen
  • England
  • Irland
  • Schottland

In folgenden Ländern werden hingegen hohe Studiengebühren erhoben:

  • Australien
  • USA
  • Kanada
  • Neuseeland

Auslandsstudium und Sprachkenntnisse

Wer im Ausland studiert, sollte sich über die Anforderung bewusst sein, einen Studiengang in einer Fremdsprache zu belegen.

Während in deutschsprachigen Ländern wie Österreich und der Schweiz meist deutschsprachige Studiengänge angeboten werden, bieten die meisten anderen Länder Vorlesungen und Seminare ausschließlich in englischer Sprache an. Vor der Entscheidung für einen Studiengang sollte man sich somit über die Lehrsprache informieren, um sicherzugehen, dass die eigenen Sprachkenntnisse den akademischen Anforderungen gerecht werden. Andernfalls kann das Studium einen nicht nur vor fachliche, sondern vor allem sprachliche Herausforderungen stellen.

Vor- und Nachteile eines Studiums mit Fachabitur

Ein Studium mit Fachabitur bringt einige Vorteile, aber auch Nachteile mit sich.

Vorteile

  • Möglichkeit eines Studiums, obwohl keine Allgemeine Hochschulreife vorhanden ist.
  • Einige Fächer können aufgrund einer vorherigen fachlich einschlägigen Schulausbildung (Fachgebundene Hochschulreife) auch an einer herkömmlichen Universität studiert werden.
  • In Hessen und Niedersachen berechtigt das Fachabitur grundsätzlich zum Studium an einer Uni.

Nachteile

  • Nicht alle Studienfächer können studiert werden.
  • Vor allem die Fachhochschulreife berechtigt meist nicht zu einem regulären Hochschulstudium (lediglich Fachhochschulstudium möglich).
  • Ein Lehramtsstudium ist nur mit Fachgebundener Hochschulreife und nur für Fachschulen (wie Berufsschulen, Berufskollegs etc.) möglich. Wer z. B. das Fachabitur mit Schwerpunkt Pflege abgelegt hat, kann ein Studium im Bereich Lehramt für Gesundheitswissenschaft und Pflege absolvieren.

Fazit

Mit einem Fachabitur eröffnen sich Schulabgänger die Türen für ein Studium an einer Fachhochschule. Unter bestimmten fachlichen Voraussetzungen und in manchen Bundesländern ist sogar ein Studium an einer Universität möglich. Es gibt vielfältige Studienangebote in Deutschland, aber auch ein Studium im Ausland kann interessant sein.