Auslandsstudium: Vorteile, Bewerbung, Finanzierung

Studieren im Ausland wird für viele Studierende immer interessanter. Durch umfassende Rahmen- und Förderprogramme können Interessenten unkompliziert und einfach in einem fremden Land studieren und sich so womöglich durchaus intensivere Kenntnisse aneignen als bei einem Studium im Heimatland.

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch wenn immer mehr Deutsche sich für ein Studium im Ausland entscheiden, ist die Zahl im Vergleich zu den Studenten im Heimatland nach wie vor gering. Auf 100 Studierende gerechnet, lernen fünf oder sechs davon im Ausland.
  • Vor allem innerhalb Europas ist das Studium im Ausland oft mit besonders wenigen Hürden verbunden. Möglich machen dies Programme wie ERASMUS oder das übergreifende ECTS.
  • Ein Auslandsstudium muss nicht unbedingt in der Landessprache absolviert werden. Auch außerhalb der DACH-Region gibt es spezielle Studienprogramme, die in Deutsch präsentiert werden.

Gründe für ein Auslandsstudium

Studenten, die ihren Bildungs- und Kulturhorizont erweitern möchten, finden in einem Auslandsstudium oft den passenden Zwischenweg. Zweifellos bietet ein Auslandsstudium unzählige Vorteile, die es für wissbegierige und weltoffene Studenten eine Überlegung wert machen. Durch ein Studium im Ausland erfolgen nicht nur tiefe Einblicke in neue Kulturen und andere Auffassungen von Lernen, Arbeiten und Beisammensein. Gleichzeitig werden Studierenden auch hochwertige Bildungsressourcen, international geachtete Professoren und erstklassigen Bildungseinrichtungen angeboten.

Bereits im jungen Alter kann ein besonders intensives internationales Bewusstsein entwickelt werden, welches Studenten unabhängiger, offener und flexibler werden lässt. Vor allem in Zeiten der Globalisierung kann ein Auslandsstudium im Lebenslauf also durchaus den Unterschied machen. Neben den Gründen aus fachlicher Sicht sprechen natürlich auch einige private Aspekte für ein Auslandsstudium. Es ist eine großartige Gelegenheit, neue Freunde zu finden, neue Orte zu entdecken und für das Berufsleben wichtige internationale Businesskontakte zu knüpfen.

Verbreitung

Laut dem Statistischen Bundesamt haben 2019 rund 137.900 deutsche Studenten im Ausland studiert. Für die letzten Jahre lagen aufgrund der COVID-Pandemie keine aussagekräftigen Zahlen vor. Vergleicht man die Zahl der Auslandsstudenten mit jenen an heimischen Universitäten, ist die Verbreitung nach wie vor eher gering. Laut DESTATIS kommen auf 1.000 Studierende nur 54, die sich für ein Studium im Ausland entschieden haben.

Beliebte Länder, Studiengänge und Hochschulen

Es gibt viele verschiedene Länder, die bei internationalen Studierenden immer beliebter werden. Neben weit entfernten Zielen wie den Vereinigten Staaten, Australien oder Kanada hat sich vor allem auch das deutschsprachige Ausland für Studenten aus der Bundesrepublik immer interessanter gemacht. Aber auch südliche Länder wie Spanien oder Italien locken mit internationalen Bildungseinrichtungen, warmen Klima und einzigartigen kulturellen Highlights. Im asiatischen Raum hat sich vor allem Südkorea als beliebtes Auslandsstudium-Ziel für deutsche Studenten etabliert.

Die Top-5 Länder für deutsche Studenten sind laut DESTATIS:

  • Österreich
  • Niederlande
  • Vereinigtes Königreich
  • Schweiz
  • Vereinigte Staaten

Beliebt sind dabei vor allem Studiengänge in den Fachgebieten der Geisteswissenschaften und Künste, jenen der Wirtschaft, Verwaltung und Recht oder im Bereich der Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften. Gemeinsam mit dem Themengebiet der Gesundheit und des Sozialwesens werden mit fünf Fächergruppen rund zwei Drittel der Studiengänge abgebildet, die von deutschen Studenten im Ausland wahrgenommen werden.

Wer im Ausland studiert, findet seinen Platz nicht selten an besonders renommierten Bildungseinrichtungen wie der Stanford University, dem Imperial College of London oder dem MIT. Doch auch die ETH Zürich, die University of Barcelona oder die University of Amsterdam erfreuen sich großer Beliebtheit.

Voraussetzungen

Damit deutsche Interessenten ein Studium im Ausland belegen können, müssen sie in der Regel über die Hochschulreife verfügen. Zudem braucht es an vielen Universitäten auch einen Nachweis über die Sprachkenntnisse. Dieser entfällt meist, wenn der gesamte Studiengang ausschließlich in englischer Sprache präsentiert wird. Wichtig sind in weiterer Folge vor allem auch private Interessen. Wer nicht gerne neue Orte entdeckt, sich mit neuen Kulturen auseinandersetzt oder sich einen längeren Aufenthalt ohne die eigene Familie nicht vorstellen kann, für den ist ein Auslandsstudium womöglich nicht immer die richtige Wahl.

Gut zu wissen: Soll nur ein Auslandssemester absolviert werden, müssen je nach Studiengang bereits ein oder zwei Semester in Deutschland absolviert worden sein.

Gestaltungsmöglichkeiten, Kosten und Dauer

Da das Studieren im Ausland immer beliebter wird, werden von den Bildungseinrichtungen auch immer mehr Gestaltungsmöglichkeiten angeboten. Das klassische Auslandsstudium wird vollständig in einem fremden Land absolviert. Hierbei sind die Studenten je nach Studiendauer oft mehrere Jahre nicht in Deutschland beheimatet. Wem das zu lange ist, der kann beispielsweise auf ein Auslandssemester zurückgreifen. Dieses kann entweder freiwillig gewählt oder bereits fix im Lehrplan integriert werden. Den kürzesten Aufenthalt im Ausland während eines Studiums stellen sogenannte Summer Sessions dar. Was auf den ersten Blick besonders verlockend klingt, ist aber besonders intensiv. Die Summer Sessions werden von Partneruniversitäten angeboten und ermöglichen es den Studenten, binnen eines Monats den Stoff eines ganzen Semesters unterzubringen.

Abhängig von der Dauer sind meist auch die Kosten. Neben generellen Studiengebühren, die aber per Förderung zumindest teils gedeckt werden können, fallen auch Lebenserhaltungskosten und Kosten für die An- und Abreise sowie für eine Unterkunft an. Während das Studentenleben in einigen Ländern innerhalb und außerhalb Europas günstiger ist als in Deutschland, kann aber auch genau das Gegenteil der Fall sein.

Sprache des Auslandsstudiums

Wer im Ausland studiert, muss dies nicht unbedingt in einer fremden Sprache tun. Zum einen gibt es im DACH-Ausland zahlreiche Studiengänge, die in deutscher Sprache angeboten werden. Zudem finden sich auch im nicht-deutschsprachigen Ausland diverse Lehrgänge an Universitäten, welche zumindest zum Teil in deutscher Sprache absolviert werden. Für ein Studium im Ausland empfiehlt sich jedoch nach Möglichkeit die Absolvierung in einer Fremdsprache. Dafür bedarf es zwar guter Sprachkenntnisse, die Vorteile im Berufsleben als auch im Alltag können dadurch jedoch enorm sein. Ein deutschsprachiges Auslandsstudium bietet hingegen natürlich mehr Lernkomfort.

Bewerbungsmöglichkeiten

Soll ein Studium im Ausland absolviert werden, kann hierfür eine spezielle Bewerbung notwendig werden. Grundsätzlich entfällt diese nur, wenn das Auslandssemester beispielsweise direkt im Lehrplan enthalten ist.

Austauschprogramme

Es gibt zahlreiche Organisationen und Programme, welche den Austausch von Studenten innerhalb und außerhalb Europas organisieren, diesbezüglich beratend zur Seite stehen und die Rahmenbedingungen schaffen. Besonders bekannt ist das ERASMUS-Programm, welches den Austausch innerhalb der EU fördert. 33 Länder in Europa beteiligen sich an diesem Programm und ermöglichen dabei Studenten den drei- bis zwölfmonatigen Aufenthalt zu Bildungszwecken. Spezielle Austauschprogramme schaffen nicht nur wichtige Rahmenbedingungen und geben Leitfäden an die Hand, es ist auch finanzielle Unterstützung möglich.

Direkte Bewerbung bei einer Hochschule im Ausland

Wenn das Studium vollständig im Ausland erfolgen soll oder vollständig auf eigene Faust geplant wird, kann natürlich auch eine direkte Bewerbung bei einer Hochschule im Ausland erfolgen. Hierbei müssen die Einschreibungsfristen beachtet werden. Interessenten wird außerdem dazu geraten, direkt in Kontakt mit der Hochschule zu treten, um die landesspezifischen Gegebenheiten abzuklären.

Finanzierung des Studiums

Da ein Auslandsstudium in jedem Fall mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche Möglichkeiten aufgetan, welche eine Finanzierung unterstützen. Neben Stipendien können Studierende im Ausland auf das ERASMUS-Programm oder die Angebote des DAADs – dem Deutschen Akademischen Austauschdienst – zurückgreifen. Interessant kann auch die Auslands-BAföG sein, welche eine Teil- oder Vollfinanzierung des Auslandsstudiums in Aussicht stellt.

Anerkennung von ausländischen Leistungen oder Abschlüssen

Die Anerkennung von im Ausland erbrachten Leistungen oder erworbenen Abschlüssen ist in Deutschland in der Regel kein Problem. Die Grundvoraussetzung ist, dass die wesentlichen Leistungen der ausländischen Hochschule nicht zu sehr von jenen einer deutschen Hochschule abweichen dürfen. Vor allem innerhalb Europas können dank des European Credit Transfer System selbst einzelne Leistungen an der Heimatuniversität anerkannt werden.

Achtung: Das ECTS-Programm greift nur dann, wenn ein sogenanntes Learning-Agreement geschlossen wurde.

Vor- und Nachteile des Auslandsstudiums

Die Vorteile eines Studiums in einem fremden Land liegen natürlich klar auf der Hand. Es lässt sich von der Dauer her individuell anpassen und kann nur wenige Wochen oder die volle Semesteranzahl betragen. Zudem sind Studenten in der Wahl des Bildungslandes und der Universität vor allem innerhalb Europas weitestgehend frei. Durch ein Studium im Ausland werden nicht nur neue fachliche und sprachliche, sondern auch neue menschliche Fähigkeiten erworben. Das internationale Verständnis kann gefördert werden und Absolventen von Auslandsstudien knüpfen oft wertvolle Kontakte für die Zukunft.

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:

  • neben fachlichen und sprachlichen Kenntnissen wird auch ein kultureller und menschlicher Mehrwert vermittelt
  • Verständnis für Internationalisierung und Globalisierung wird erhöht
  • Studium bekommt Reise- und Abenteuerflair
  • wertvolle Freundschaften und Bekanntschaften für das spätere Berufsleben werden geschlossen

Ein nicht zu verachtender Nachteil kann über die räumliche Distanz zum gewohnten Umfeld, der Familie und den Freunden entstehen. Auch wenn das Auslandssemester in erster Linie spannend und aufregend klingt, kann der Hochschulalltag in einem fremden Land auch für Heimweh und Integrationsschwierigkeiten sorgen. Natürlich spielt bei einem Auslandsstudium auch immer der Kostenfaktor eine Rolle.

Die Nachteile auf einen Blick:

  • bereits ein Auslandssemester bedeutet eine längerfristige räumliche Trennung vom gewohnten Umfeld
  • Kosten sind trotz guten Förderprogrammen nicht zu unterschätzen

Planung und Umsetzung des Auslandsstudiums

Bei der Planung und Umsetzung des Auslandsstudiums müssen neben organisatorischen auch finanzielle und Lernthemen geplant und umgesetzt werden. Alles beginnt in der Regel mit Beratungsgesprächen, die entweder direkt über das International Office der Universität oder externe Stellen stattfinden können. Die Planung umfasst oft zahlreiche Aspekte, die von der Organisation eines Sprachnachweises bis zu Beschaffung von Wohnraum reicht. Es ist daher sehr empfehlenswert, möglichst frühzeitig mit der Planung zu beginnen.

Tipps fürs Auslandsstudium

Damit das Auslandsstudium ein voller Erfolg wird, können einige Tipps berücksichtigt werden, die vor allem den Start ins Unbekannte deutlich erleichtern können.

Vorab mit anderen Studenten vernetzen

Über soziale Medien und teils auch über die Austauschprogramme können bereits vor der Anreise Kontakte hergestellt werden. Wer bereits Personen im neuen Land kennt, wird leichter in soziale Gruppen integriert und kann schnell mehr über die Gepflogenheiten an der Universität und im Land erfahren. Zudem können etwaige Probleme oder Ängste mit einer Vertrauensperson vor Ort besprochen werden.

Die Sprache üben

Dieser Punkt sollte ohnehin auf jeder Vorbereitungsliste stehen, wenn das Studium in einer Fremdsprache absolviert wird. Doch auch dann, wenn das Studium in deutscher Sprache absolviert wird oder gar im DACH-Raum stattfindet, können Grundlagen der Fremdsprache oder des jeweiligen Dialekts von Vorteil sein.

Genügend finanzielle Mittel einplanen

Auf den ersten Blick können die Kosten für ein Auslandssemester oder ein ganzes Studium außerhalb Deutschlands erschreckend hoch erscheinen. Das führt häufig dazu, dass vor allem für die Freizeitaktivitäten nicht genügend Geld eingeplant wird. Vor Ort bereuen viele Studenten diesen Schritt aber.

Checkliste 

Ein Auslandsstudium will gut vorbereitet sein. Daher empfiehlt es sich, bereits Monate im Vorhinein eine Checkliste anzulegen, um bis zur Abreise alle wichtigen Aspekte abklären zu können.

  • Dokumente besorgen: Neben den gängigen Reisedokumenten braucht es möglicherweise auch bestimmte Dokumente für das Studium im Ausland. Das kann unter anderem ein Sprachnachweis sein. Je nach Reiseland können auch Visa oder ein internationaler Führerschein von Bedeutung sein. Studenten sollten zudem auch ihren Impfnachweis parat haben.
  • Medikamente: Selbst wenn keine speziellen Medikamente verordnet wurden, kann eine umfassende Reiseapotheke beim Auslandsaufenthalt hilfreich sein. Neben Standard-Medikamenten wie solche gegen Kopfschmerzen oder Grippe kann beispielsweise auch Mückenspray oder Desinfektionsmittel von Bedeutung sein. Zu achten ist darauf, dass viele verschreibungspflichtige Medikamente nur mit Bestätigungsschreiben eines Arztes importiert werden dürfen.
  • Technik: Vergessene Technik kann nicht nur ärgerlich, sondern auch teuer werden. Zu beachten ist, dass alle technischen Geräte wie Laptop, Tablet oder Smartphone mit auf die Reise gehen. Außerhalb des europäischen Auslands kann auch ein Adapter notwendig werden, um die heimischen Ladestecker mit den Steckdosen zu verbinden.

Unterstützungs- und Beratungsstellen

Nahezu jede Universität in Deutschland verfügt über ein International Office. Dieses kann die erste Anlaufstelle sein, wenn Studenten den Schritt ins Ausland wagen möchten. So lassen sich Programme und Partnerhochschulen einsehen und die Möglichkeiten können gemeinsam abgewogen werden. Auch beim DAAD werden Studenten bei der Planung und Umsetzung ihres Auslandsstudiums unterstützt. Bereits auf der Webseite des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes finden sich hilfreiche und weiterführende Informationen. Dann gibt es natürlich auch noch kostenpflichtige Agenturen, welche ihr Know-how zur Verfügung stellen. Dabei können die Agenturen vollständig auf ein spezielles Land spezialisiert sein, Studenten aber auch generelle Beratungsleistungen anbieten.

Fazit

Ein Studium im Ausland ist eine lohnende Erfahrung, die viele Studenten in ihrem weiteren Bildungs- und Karriereprozess nicht missen möchten. Durch das Studieren an einem fremden Bildungsstandort können neue Kontakte geknüpft und Sprachkenntnisse trainiert werden. Durch die flexible Dauer, die bei einer Summer Session nur wenige Wochen oder bei einem vollständigen Studium im Ausland auch mehrere Jahre betragen kann, lässt sich zudem für jedes Befinden die richtige Wahl treffen.