Mit Active Recall richtig lernen

Active Recall bezeichnet eine einfach anzuwendende aber effektive Lernmethode. Die Grundlage für das Lernen mit Active Recall bildet das bewusste Abrufen von bekannten Informationen aus dem Gedächtnis. Auf diese Weise soll ein möglichst langanhaltender Lerneffekt erreicht werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Lernmethode für Studenten, Sprachenlerner und erfolgreiche Arbeitnehmer/Geschäftsleute
  • Grundlage ist das Verständnis der zu erlernenden Inhalte
  • Bewusstes Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis
  • Es wird ein langfristiger Lerneffekt erreicht

Was ist Active Recall?

Active Recall bezeichnet eine Lernmethode, die auf den Abruf von Informationen aus dem Gedächtnis abzielt. Der Abruf von bekannten Informationen stärkt die Assoziationen zwischen den Nervenzellen im menschlichen Gehirn. Je stärker man versucht sich an etwas bereits Bekanntes zu erinnern, desto stärker verbinden sich die Gehirnzellen und desto größer kann der Lernerfolg ausfallen. Für bewusstes Erinnern ist es wichtig, Lerninhalte im Vorfeld richtig verstanden und nicht bloß auswendig gelernt zu haben.

Warum Active Recall?

  • Für ein längeres Erinnern, Speichern im Langzeit- statt im Kurzzeitgedächtnis
  • Für ein besseres Verständnis der erlernten Inhalte
  • Weniger effektiver Zeitaufwand (schnelleres Lernen)
  • Gesteigerte Leistung

Wie funktioniert das Active Recall Lernen?

Active Recall Lernen basiert auf dem Verstehen dessen, was man lernt. Anders als viele andere Lernmethoden zielt es nicht darauf ab, Inhalte auswendig zu lernen und für eine kurze Zeit abrufen zu können, sondern es soll ein bewusstes Abrufen der Lerninhalte ermöglicht werden. Dafür wird das Gedächtnis durch Abrufen bereits bekannter Informationen trainiert.

Methoden von Active Recall

Das Active Recall Lernen zielt auf bewusstes Erinnern sowie das bewusste Überprüfen von Lerninhalten durch Selbsttests ab. Du kannst verschiedene Methoden anwenden, um deinen Lernerfolg mit der Active Recall Lernmethode so effizient wie möglich zu gestalten. Die häufigste Methode ist das Lernen mit Karteikarten.

Active Recall Lernen mit Karteikarten

Es ist möglich, deinen Lernerfolg mit Active Recall über Karteikarten zu überprüfen. Wenn du mit Karteikarten lernst, rufst du Information aus deinem Gedächtnis ab. Es handelt sich dementsprechend um einen Active Recall. Das Testen der Lerninhalte über die Karteikarten verbessert deine Erinnerungsleistung.

Karteikarten, um erfolgreich mit Active Recall zu lernen, sollten möglichst spezifisch gestaltet sein, um Dinge detailliert abfragen zu können. So lernst du besonders effektiv. Denn du wiederholst nur die Karteikarten, deren spezifischen Inhalte du nicht richtig beantworten konntest. Die anderen musst du nicht so häufig bis gar nicht wiederholen. Es ist nicht schlimm, wenn du eine Frage auf der Karteikarte nicht beim ersten Mal richtig beantworten kannst. Denn der Versuch des Abrufs von Wissen wie beim Active Recall (das bewusste Erinnern, Verknüpfung bereits bekannter Informationen) steigert den Lernerfolg.

Wichtig für gute Active Recall Karteikarten ist das Verständnis dessen, was man aufschreibt. Andernfalls wird ein bewusstes Erinnern erschwert.

Selbsttests als Schlüssel zum Erfolg

Sich selbst zu testen, egal ob man die Antworten auf eine Frage bereits beantworten kann oder nicht, ist bei der Active Recall Lernmethode der Weg zum Erfolg. Ein Selbsttest kann frei mit Hilfe von Karteikarten oder in einer Prüfungssimulation erfolgen (siehe Beispiele für Active Recall weiter unten).

Selbsttest: Stelle dir selbst Fragen, obwohl du die Antwort (eventuell) nicht kennst!

Bevor du einen zu lernenden Inhalt intensiv durchgehst, kannst du dir Fragen überlegen, die du mit deinem derzeitigen Wissensstand eventuell nicht richtig beantworten kannst. Zum Beispiel: „In welchem Jahr starb Napoleon?“ Diese zunächst falsch beantworteten Fragen werden dir dabei helfen, dich an noch nicht vorhandenes Wissen später leichter zu erinnern.

Der zweite Schritt liegt darin, Fragen auch dann zu beantworten und nicht einfach zu überspringen, wenn du sie eventuell falsch beantworten könntest.

Selbsttest: Teste dich auf herausfordernde Fragen, auch wenn die Antwort falsch sein könnte!

Aus Fehlern lernt man. Meist mehr als aus einer richtigen Antwort. Dazu muss dir allerdings klar sein, dass eine Antwort die falsche war und welche Antwort stattdessen richtig ist – das Verstehen der Lerninhalte ist wichtig. Das Überprüfen einer richtigen oder falschen Antwort ist insbesondere beim Lernen mit Karteikarten kein Problem, da du deine Antwort mit der korrekten Antwort auf der Rückseite der Karteikarte vergleichen kannst.

Herausfordernde Selbsttests (etwa durch das Lernen mit Karteikarten) sind für den Active Recall besonders erfolgreich: Denn je angestrengter du versuchst Informationen aus deinem Gehirn bzw. Gedächtnis abzurufen, desto stärker verbinden sich deine Gehirnzellen – die erlernten Informationen werden eher im Langzeitgedächtnis gespeichert. Lass dich also von falschen Antworten nicht entmutigen, sondern sieh sie als Chance auf einen besonders langfristigen Lernerfolg.

Vorteile des Active Recall Lernens

Active Recall zielt auf das Verstehen der Lerninhalte ab. Nur, wenn man etwas wirklich verstanden hat, wird man die gelernten Inhalte auch Monate später noch im richtigen Zusammenhang abrufen können. Dafür müssen Lerninhalte sinnvoll eingeordnet werden (zum Beispiel eine zeitliche Abfolge von Daten) und mit anderen Themen in Verbindung gebracht werden können (Ereignis B resultiere als Folge aus Ereignis A).

Grenzen des Active Recall Lernens

Die Grenzen des Active Recall Lernens werden dort erreicht, wo ein Verständnis der Lerninhalte nicht gegeben ist. Wer Verständnisprobleme hat, wird ebenfalls Probleme haben Gelerntes bewusst zu erinnern. Auf Grenzen stößt die Lernmethode auch überall dort, wo eventuell falsches Wissen nicht im Nachgang überprüft werden kann. Wer eine Frage falsch beantwortet, muss wissen, wie die richtige Antwort lautet. Dabei hilft die Erstellung von Karteikarten, die die richtige Antwort jederzeit bereithält.

Active Recall anwenden

Um Active Recall richtig anzuwenden, müssen die Lerninhalte verständlich sein. Ohne Verständnis dessen, was man dort eigentlich lernt, ist es schwierig für das Gehirn, eine Verknüpfung herzustellen. Wenn das grundlegende Verständnis garantiert ist, sollten mit Hilfe von Karteikarten auch Fragen beantwortet werden, deren Antwort für einen selbst herausfordernd ist. So kann das Gehirn die Informationen besser speichern.

Anwendungsgebiete des Active Recall Lernens

Das Active Recall Lernen bietet sich vor allem für Studiengänge an, bei denen viele verschiedene Begriffsdefinitionen oder zeitliche Zusammenhänge eingeordnet werden müssen (etwa ein Psychologie- oder Geschichtsstudium). Auch um eine neue Sprache zu erlernen, kann das Lernen mit der Active Recall Methode hervorragend funktionieren. Besonders Wörter, bei denen du dir recht sicher bist, die Übersetzung nicht zu kennen, solltest du als Herausforderung trotzdem überprüfen.

Durch das angestrengte Überlegen verknüpfen sich deine Gehirnzellen entsprechend besser und du kannst Gelerntes auch Monate später aus dem Gedächtnis abrufen.

Beispiele für Active Recall

  • „Alles-muss-raus-Methode“: Bei dieser Methode rufst du Informationen ohne vorgegebenen Rahmen frei aus deinem Gedächtnis ab. Nutze dafür einfach einen Zettel und einen Stift und schreibe alles auf, was dir zu einem Thema einfällt. Mit dieser Technik prüfst du, welches Wissen bereits vorhanden ist. Beispielsweise kannst du alles aufschreiben, was dir zum Thema Französische Revolution einfällt (Daten, Handlungsträger, Auslöse etc.) und im Anschluss auf Richtigkeit (durch Lernmaterialen) überprüfen.
  • Lernen mit Karteikarten: Die häufigste Methode im Bereich Active Recall ist das Lernen mit Karteikarten. Du erstellst eine Reihe von Karteikarten mit Fragen zu deinen Lerninhalten, die du dann mit der Frage-und-Antwort-Methode beantworten musst. Falsche Antworten sind nicht schlimm, sondern steigern die Verknüpfungsleistung im Gehirn.
  • Aktives Lesen: Kann beim Lesen von Fachtexten angewendet werden. Das Zusammenfassen der gelesenen Inhalte nach jedem Absatz ist ein weiteres Beispiel für das Active Recall Lernen. Die Zusammenfassung kannst du entweder schriftlich oder einfach im Kopf machen. Mit aktivem Lesen kannst du überprüfen, ob du das Gelesene verstanden hast. Dazu liest du einen Absatz aus einem Lehrbuch, beispielsweise in Neuropsychologie, und gibst dann den Inhalt in eigenen Worten wieder. Diese Methode wiederholst du nach jedem einzelnen Absatz.
  • Prüfungssimulation: Eine weitere Methode des bewussten Abrufens von Lerninhalten ist die Simulation einer Prüfung. Du simulierst eine Prüfungssituation und übst so unter besonders realistischen Bedingungen, die Lerninhalte bei Bedarf abzurufen. Dazu solltest du dir im Vorfeld mögliche Prüfungsfragen überlegen und zur Beantwortung der Fragen genau so viel Zeit einplanen, wie innerhalb der Prüfung.
  • Einem Freund Lerninhalte erklären: Das letzte Beispiel, um mit Active Recall zu lernen, ist das Gespräch mit einem Freund. Du erklärst einem Freund, was du lernen wirst bzw. willst. Dazu hast du dir die Information bereits angeschaut, grundlegend verstanden und versuchst es kurz und knapp und in einfachen Worten zu erklären. So bemerkst du Wissenslücken, kannst diese füllen und im Anschluss mit bereits vorhandenem Wissen verknüpfen.

Fazit

Die Lernmethode des Active Recall eignet sich für alle, die ihre Lerninhalte nicht bloß für eine Prüfung auswendig lernen wollen, sondern Wissen darüber hinaus abspeichern möchten. Durch die Sicherstellung eines grundlegenden Verständnisses und der ständigen Selbstüberprüfung stellt das Gehirn Verknüpfungen her, die auch zu einem späteren Zeitpunkt ein aktives Abrufen ermöglichen. Eine effektive Lernmethode samt Active Recall ist die Frage-Antwort-Methode samt der Erstellung von Karteikarten.