Zeitarbeit: Charakterisierung, Rahmenbedingungen, Vorteile

Die Zeitarbeit ist eine beliebte Form der Arbeit und wird von rund einer Million Arbeitnehmern in Deutschland ausgeübt. Da diese Form der Anstellung mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten einhergeht, müssen sich sowohl anstellende Unternehmen wie Zeitarbeitsfirmen als auch Mitarbeiter vorab informieren. Dieser Ratgeber zeichnet unter anderem eine Charakterisierung der Zeitarbeit, klärt über die Rahmenbedingungen und Vorteile auf.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitarbeit und Leiharbeit haben zwar einen gemeinsamen Nenner, sind aber nicht als Synonyme zu verwenden. Es gibt vor allem im Beschäftigungsverhältnis Unterschiede.
  • Zeitarbeitnehmer profitieren von einem abwechslungsreichen Arbeitsumfeld und vollen Sozialversicherungsleistungen. Zudem besteht Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld ab dem sechsten Monat.
  • Zeitarbeit wird in verschiedensten Branchen immer beliebter. Neben dem Metall- und Elektroniksektor kommt diese Form der Anstellung auch im Tourismus, der Logistik und der Gastronomie zum Einsatz.

Definition und Charakterisierung der Zeitarbeit

Bei der Zeitarbeit handelt es sich grundsätzlich um ein befristetes Beschäftigungsverhältnis, das zwischen einem Unternehmen und einem Mitarbeiter geschlossen wird. In der Praxis wird jedoch häufig ein Personaldienstleister, auch Zeitarbeitsfirma genannt, dazwischengeschaltet. Bei dieser kann der Arbeitnehmer auch fest angestellt sein. Durch die Personaldienstleister erfolgt dann eine Vermittlung an Unternehmen, die auf der Suche nach Zeitarbeitern sind. Die Zeitarbeit ist oft geprägt von wechselnden Arbeitsumgebungen, was für eine natürliche Job-Rotation sorgen kann.

Gründe für die Zeitarbeit

Die Zeitarbeit hat in Deutschland nicht überall einen guten Ruf und wird oft mit einfachen Tätigkeiten in Verbindung gebracht, die wenig Geld bringen. Jedoch ist das Klischee rund um die Beschäftigungsform erstens nicht immer richtig und wird zweitens auch noch durch viele Gründe entkräftet, die für Zeitarbeit sprechen. Vor allem wenn Jobsuchende schnell wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, ist dies über Personaldienstleister im Zeitarbeitsbereich besonders einfach möglich. Die Ausübung der Tätigkeiten ist häufig auch für Quereinsteiger möglich. Zudem können Angestellte durch die wechselnden Arbeitsorte in kurzer Zeit auch viel Erfahrung sammeln.

Dies kann selbst Berufseinsteiger oder unqualifiziertes Personal schnell zu einer gefragten Ressource machen. Natürlich bietet die Zeitarbeit auch für Unternehmen einige spannende Aspekte. Hierbei steht vor allem die zeitliche Flexibilität im Vordergrund. Zeitarbeitnehmer können tage- oder wochenweise angefragt werden, um Auftragsspitzen ohne zeitlichen Rückstand abzuarbeiten. Auch die Lohnnebenkosten fallen vollständig weg. Bei geschickten Verhandlungen mit Zeitarbeitsfirmen kann hier durchaus enormes Sparpotenzial vorhanden sein. Natürlich haben Zeitarbeiter Anspruch auf Urlaub und Lohnfortzahlung bei Krankheitstagen. Diese Nebenkosten müssen dann aber von der Zeitarbeitsfirma übernommen werden.

Leih- oder Zeitarbeit?

Zwar sind Leih- und Zeitarbeit zwei unterschiedliche Begriffe, sie haben aber an sich dieselbe Bedeutung. Nichtsdestotrotz muss laut Definition zwischen Leih- und Zeitarbeitern unterschieden werden. Der klassische Leiharbeiter ist in der Regel bei einem Personaldienstleister angestellt und hat somit nur einen offiziellen Arbeitgeber. Er wird dann vom Entleiher an weitere Unternehmen „verliehen“ und jobbt an verschiedenen Arbeitsorten. Der Zeitarbeiter ist hingegen direkt beim Unternehmen beschäftigt, in dem er zeitlich begrenzt eingesetzt wird.

Branchen

Zeitarbeit ist auf dem modernen Arbeitsmarkt in vielen Branchen eine zunehmend verbreitete Option.

Metall- und Elektroindustrie

In Deutschland ist die größte Konzentration von Zeitarbeitern in der Metall- und Elektroindustrie zu finden, wo sie über 30 % der Beschäftigten ausmachen. Der Grund dafür ist an sich auch schnell gefunden. Denn die Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie sind auch für Zeitarbeiter höher als in anderen Branchen. Wer körperlich fit ist und ein Interesse am Handwerk zeigt, kann oft bereits innerhalb kürzester Zeit gutes Geld verdienen. Eine besondere berufliche Qualifikation ist dabei nicht immer gefordert. Vor allem in der Fertigung kommen Zeitarbeiter zum Einsatz und unterstützen die Stammbelegschaft meist am Fließband.

Verkehr und Logistik

Egal, ob Stapler- oder LKW-Fahrer, Bus- oder Taxilenker. Zeitarbeiter sind aus der Verkehrs- und Logistikbranche nicht mehr wegzudenken. Vor allem für kleinere Industriebetriebe macht es nicht immer Sinn, eigene Stapler- oder LKW-Fahrer zu beschäftigen. Über Zeitarbeitsfirmen lässt sich der Personalbedarf genau planen. Auch Bus- und Taxilenker werden über das Jahr hinweg nicht immer gleichermaßen benötigt. Vor allem in Tourismusgebieten steigt der Bedarf während der Hauptsaison stark an und fällt dann oft rasant ab.

Schutz und Sicherheit

Nahezu jeder deutsche Club verfügt heutzutage über ein Sicherheitskonzept, welches auch den Einsatz von Security-Personal vorsieht. Um sich die Fachqualifikation zu bestimmten Zeiten sichern zu können, wird gerne auf Zeitarbeiter zurückgegriffen. Dies garantiert übrigens auch den Angestellten selbst ein konstantes Beschäftigungsverhältnis.

Tourismus und Gastronomie

Natürlich ist die Zeitarbeit auch im Tourismus und der Gastronomie von enormer Bedeutung. Die beiden Branchen gehen oft Hand in Hand und greifen bei Auftragsspitzen auf Zeitarbeiter zurück, die vom Facility Management bis hin zum Sous Chef reichen.

Berufe und Jobs

Zeitarbeit findet meist in unteren Ebenen statt, kann als Interimsmanagement aber auch bis in die höchsten Führungsriegen eines Unternehmens reichen. Hierbei gilt, dass das Angebot oft die Nachfrage regelt. Denn Berufsbilder wie Staplerfahrer, Produktionsmitarbeiter oder auch Kellner sind in der Regel besonders abhängig vom Auftrags- oder Besuchsvolumen eines Unternehmens. Zudem lassen sich diese Berufsgruppen leicht von Quereinsteigern ausüben, die nicht unbedingt über eine langjährige oder spezielle Ausbildung verfügen müssen. Unternehmen lagern generell meist nur jene Jobs an Zeitarbeitsfirmen aus, die wenig Einblicke in die Abläufe eines Betriebs erfordern und grundsätzlich von jeder Person ausgeübt werden könnten.

So funktioniert die Zeitarbeit

Die Zeitarbeit kann generell über zwei verschiedene Formen ausgestaltet werden. Bei der ersten und eher selteneren Form der Zeitarbeit werden Mitarbeiter direkt von einem Unternehmen beschäftigt. Es handelt sich um ein befristetes Arbeitsverhältnis, das in allen anderen Aspekten wie Lohnnebenkosten und Urlaubsanspruch meist gleiche Merkmale wie ein klassisches Angestelltenverhältnis aufweist. Die zweite Form der Zeitarbeit wird auch als Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet. Das Beschäftigungsverhältnis ist hierbei eine Art Dreiecksbeziehung. Denn zwischen Mitarbeiter und Unternehmen, bei dem die Arbeit verrichtet wird, steht ein Personalvermittler. Die Leiharbeit weicht vor allem für jene Unternehmen ab, die den Arbeitnehmer vermittelt bekommen. Denn dieser muss zwar bezahlt werden, dies erfolgt aber über eine festgeschriebene Gebühr, die an die Zeitarbeitsfirma überwiesen wird.

Verdienst, Mindestlohn und Sozialversicherungen

Der Verdienst bei einem Zeitarbeitsunternehmen richtet sich in erster Linie an der auszuübenden Tätigkeit und weniger nach Qualifikation. Werden Zeitarbeiter direkt bei einem Unternehmen angestellt, können aber auch die Qualifikation und die Berufserfahrung von entscheidender Bedeutung sein. Bei Zeitarbeitsfirmen erfolgt zu Beschäftigungsbeginn eine Eingruppierung. Diese ist maßgeblich für die Höhe des Verdienstes ausschlaggebend und orientiert sich an den Entgeltrahmentarifverträgen mit iGU und BAP. Wenn Personen durch Zeitarbeit beschäftigt werden, handelt es sich um herkömmliche Arbeitnehmer. Die ausführende Tätigkeit ist sozialversicherungspflichtig und unterliegt daher dem sozialrechtlichen Beschäftigungsprinzip.

Die Abgaben werden dabei vollständig vom Arbeitnehmer getragen. Entweder ist handelt es sich hierbei um das Unternehmen, welches die Zeitarbeiter aufnimmt oder um den Personalvermittler, welcher die Mitarbeiter „verleiht“. Bereits seit dem 01.01.2012 gibt es für Beschäftigte in der Zeitarbeit einen entsprechenden Mindestlohn, der nicht unterschritten werden darf. Selbst wenn ausländische Zeitarbeiter ihre Tätigkeit in Deutschland verrichten, sind diese nach dem hierzulande geltenden Mindestlohn zu bezahlen. 2019 gab es dann eine gesetzliche Änderung, welche den Mindestlohn von der Zeitarbeit abgekoppelt hat. Zeitarbeiter müssen nun nach einem Grundlohn entrichtet werden. Dieser beträgt 10,45 Euro und liegt somit unter dem Mindestlohn.

Weihnachts- und Urlaubsgeld

Wenn Arbeitnehmer in Zeitarbeit nach dem iGZ-DGB-Tarifvertrag beschäftigt werden, haben sie automatisch auch Anspruch auf Weihnachts- und Urlaubsgeld. Der Anspruch wird jedoch erst mit dem sechsten Beschäftigungsmonat fällig. Das Urlaubs- und Weihnachtsgeld wird in Form einer Basiszahlung von je 150 Euro ausgezahlt. Ab dem dritten Beschäftigungsjahr erhöht sich die Summe auf jeweils 200 Euro, nach fünf Jahren der Betriebszugehörigkeit werden 300 Euro an Weihnachts- und Urlaubsgeld ausbezahlt.

Ablösesumme

Zeitarbeitsfirmen müssen ihre Angestellten nicht unbedingt innerhalb kürzester Zeit an verschiedenste Unternehmen vermitteln. In der Praxis sind Mitarbeiter häufig auch für längere Zeit bei ein und demselben Betrieb tätig und erwerben so natürlich auch entsprechendes Know-how im Arbeitsablauf. Daher kann es für die aufnehmenden Unternehmen durchaus interessant sein, den Mitarbeiter eigenständig anzustellen. Ist dies der Fall, muss an die Zeitarbeitsfirma eine Ablösesumme bezahlt werden. Bei der Ablösesumme erfolgt eine Stafflung gemäß BHG. Diese besagt Folgendes:

  • 15 % des Jahresbruttogehalts bei Übernahme bis zum dritten Monat
  • 12 % des Jahresbruttogehalts bei Übernahme ab dem dritten Monat
  • 9 % des Jahresbruttogehalts bei Übernahme ab dem sechsten Monat
  • 5 % des Jahresbruttogehalts bei Übernahme ab dem neunten Monat

Erfolgt eine Übernahme nach zwölf Monaten, muss keine Ablösesumme mehr entrichtet werden.

Tarifverträge in der Zeitarbeit

Die Tarifverträge in der Zeitarbeit sind gemeinsam zwischen der Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit, den Arbeitgeberverbänden BAP und iGU und der Tarifgemeinschaft Leiharbeit des DGB ausgehandelt worden. Die neuen Entgelte wurden mit 01. Oktober 2022 gültig und betreffen die Gruppen 1, 2a und 2b. Zudem werden in der Zeitarbeit auch Branchenzuschlagstarifverträge geltend, wenn Beschäftigte über vier Wochen im selben Kundenbetrieb und derselben Tätigkeit eingesetzt werden.

Vor- und Nachteile für die Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer hat die Zeitarbeit unbestreitbare Vorteile, kann aber auch einige Nachteile mit sich bringen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Zeitarbeit für Arbeitnehmer einen schnellen und oft unkomplizierten Berufseinstieg ermöglicht. Zudem besteht die Möglichkeit, dass in verschiedensten Branchen Fuß gefasst werden kann. Arbeitnehmer können ebenso binnen kurzer Zeit umfassende Einblicke in verschiedene Betriebe erhalten und so über die Zeit hinweg besonderes praktisches Know-how mit sich zu bringen.

Nachteile der Zeitarbeit können sein:

  • geringeres Gehalt als in klassischer Beschäftigung
  • häufig wechselnde Arbeitsumgebungen
  • Kündigungsrecht für Arbeitgeber, wenn keine Jobs vermittelt werden können

Vor- und Nachteile für die Arbeitgeber

Arbeitgeber können über die Zeitarbeit bedarfsweise Personal anfordern, um Auftragsspitzen abzuarbeiten und das bestehende Personal zu entlasten. Diese maximale Flexibilität entlastet im Bereich des Recruitings und bringt natürlich auch finanzielle Vorteile mit sich. Zudem kann schnell und unkompliziert auf Fachwissen zurückgegriffen werden.

Zu den Nachteilen der Zeitarbeit für Arbeitgeber zählen:

  • befristete Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung
  • Ablösesumme an Personalvermittler notwendig, wenn Zeitarbeiter übernommen werden
  • Arbeitnehmer verfügen über keine Bindung zum Unternehmen

Für wen ist die Zeitarbeit sinnvoll?

Zeitarbeit ist vor allem dann sinnvoll, wenn Jobsuchende schnell wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Die Zeitarbeit kann zudem einen unkomplizierten Einstieg in das Berufsleben für bestimmte Berufsgruppen ermöglichen. Ebenso eignet sich Zeitarbeit auch dann, wenn Angestellte gerne flexibel sind und sich über neue Herausforderungen und ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld freuen. Die Zeitarbeit ist auch dann sinnvoll, wenn innerhalb kurzer Zeit viele praktische Kenntnisse erworben werden sollen. Da die Betriebe, in denen gearbeitet wird, oft wechseln, lässt sich schnell praktisches Know-how erwerben.

Fazit

Der Zeitarbeit eilt oft ein schlechter Ruf voraus. Dieser ist jedoch in der heutigen Zeit alles andere als passend. Natürlich gibt es schwarze Schafe unter den Personalvermittlern. In der Regel können Arbeitnehmer aber durchaus von einer Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma profitieren. Denn neben vollen Sozialversicherungsleistungen wartet ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, das trotzdem einen fixen Arbeitgeber mit sich bringt. Durch Tarifverträge und Grundlöhne werden Mindestgehälter festgelegt und Lohndumping ist in Zeitarbeitsfirmen nicht mehr möglich.