Weiterbildung während der Kurzarbeit: Nutzen, Voraussetzungen, Antragstellung

Die Kurzarbeit hat nicht nur für viele Unternehmen, sondern auch für viele Angestellte zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht. Nichtsdestotrotz kann diese Situation auch als Anstoß dafür dienen, um sich persönlichen weiterzubilden und eventuell den langersehnten Traum von einer beruflichen Neuorientierung umzusetzen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Während der Kurzarbeit können Arbeitnehmer von einer Weiterbildung profitieren, um sich für den beschäftigenden Betrieb oder den generellen Arbeitsmarkt attraktiver zu machen.
  • Unter Berücksichtigung gewisser Voraussetzungen besteht eine Förderfähigkeit der Weiterbildungsmaßnahme. Hierfür müssen sich entweder der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer an die zuständige Agentur für Arbeit wenden.
  • Damit die Bildungsmaßnahme Erfolg haben kann, gilt es einige Aspekte zu berücksichtigen. Generell empfiehlt sich die Abstimmung mit dem Arbeitgeber, damit beide Seiten einen Mehrwert daraus ziehen können.

Nutzen der Weiterbildung während der Kurzarbeit

Seit der Covid-Pandemie nutzen viele Unternehmen die Kurzarbeit, um Zeiten ohne oder mit schlechtem Geschäftsgang zu überbrücken. Bei dieser Regelung arbeiten die Arbeitnehmer weniger Stunden, erhalten aber weiterhin einen Teil ihres Lohns von der Regierung. Dies kann zwar ein finanzieller Rettungsanker für die Arbeitnehmer und eine Sicherstellung des Jobs sein, die ungewisse Situation kann aber durchaus auch zu Entmutigung führen.

Eine Möglichkeit, diese negativen Auswirkungen zu bekämpfen, besteht darin, die Arbeitnehmer zu ermutigen, die zusätzliche Zeit für Weiterbildungsmaßnahmen zu nutzen. Dies kann dazu beitragen, die Arbeitszufriedenheit zu verbessern und die Arbeitnehmer auf den vollen Wiedereinstieg vorzubereiten. Darüber hinaus kann es auch dazu beitragen, die Arbeitsmoral zu verbessern und die Fluktuation in Zeiten der Kurzarbeit zu verringern. Folglich kann Weiterbildung sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmen eine wertvolle Investition sein, auch in Hinblick darauf, dass oftmals eine Förderung möglich ist.

Für Arbeitgeber

Auf dem heutigen umkämpften Arbeitsmarkt ist es für Arbeitgeber wichtiger denn je, in die Ausbildung und Entwicklung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Es gibt viele Gründe, warum dies der Fall ist. Geschulte Mitarbeiter sind in ihren Positionen produktiver und effizienter. Sie sind auch eher in der Lage, sich an Veränderungen am Arbeitsplatz anzupassen, ganz gleich, ob es sich dabei um Veränderungen in der Technologie, in der Unternehmenspolitik oder um Branchentrends handelt. Darüber hinaus sind Mitarbeiter, die das Gefühl haben, dass ihr Arbeitgeber in ihre Entwicklung investiert, mit größerer Wahrscheinlichkeit loyal und engagiert bei der Arbeit. Auf einem angespannten Arbeitsmarkt ist es für jedes Unternehmen wichtig, gute Mitarbeiter zu halten.

Für Arbeitnehmer

Für viele Arbeitnehmer ist es selbstverständlich, dass sie ihre Fähigkeiten im Laufe der Zeit aktualisieren und weiterentwickeln müssen. Die Weiterbildung kann dazu beitragen, dass Arbeitnehmer sich in Ihrem Job neu engagieren können und verhindert, dass Tätigkeiten zu eintönig werden. Das Erlernen neuer Fähigkeiten macht Mitarbeiter vielseitiger und wappnet sie für neue Herausforderungen im Berufsalltag. In einigen Fällen kann eine Weiterbildung sogar zu einem beruflichen Aufstieg führen.

Voraussetzungen der Weiterbildung während der Kurzarbeit

Wichtig zu wissen ist, dass es im Bereich der Weiterbildung keinen generellen Rechtsanspruch für eine Förderung gibt. Ob Kosten übernommen werden und wie hoch der Übernahmeanteil ist, entscheidet in der Regel die Bundesagentur für Arbeit. Damit eine Förderung zur Voraussetzung möglich wird, sollten einige Aspekte berücksichtigt werden. Eine Förderung ist möglich, wenn der Arbeitnehmer Kenntnisse oder Fähigkeiten erwirbt, die für seinen Beruf oder den Arbeitsmarkt gefragt sind und die Bildungsmaßnahme verschoben oder unterbrochen werden kann, wenn der Arbeitgeber die Arbeitskraft benötigt. In weiterer Folge sollte auch die Weiterbildung an die Gegebenheiten des Betriebes angepasst werden.

Fördermöglichkeiten

In Deutschland können verschiedene Fördermöglichkeiten genutzt werden, um Weiterbildungen während der Kurzarbeit zu finanzieren. Hierfür gibt es verschiedene Stellen, an die sich Unternehmen oder

  • Der Bildungsgutschein stellt eine Finanzierungshilfe der Bundesagentur für Arbeit dar. In erster Linie kann der Bildungsgutschein von Arbeitssuchenden oder Menschen, die von der Arbeitslosigkeit bedroht sind, genutzt werden. Die Dauer der Maßnahme ist zeitlich befristet und bei der Inanspruchnahme muss beachtet werden, dass nur zertifizierte Weiterbildungseinrichtungen genutzt werden können.
  • Der Bildungsscheck und die Bildungsprämie sind Förderprogramme verschiedener Bundesländer. Hierbei kann zwischen Förderung für Einzelpersonen und Förderung für berufliche Weiterbildung bei kleinen sowie mittleren Betrieben unterschieden werden.
  • Unternehmen können eine Erstattung von Lehrgangskosten in Anspruch nehmen, um die Weiterbildung von Mitarbeitern während der Kurzarbeit vollständig oder zumindest teilweise erstattet bekommen zu können. Hierbei gibt es eine Staffelung, die zu berücksichtigen ist. Betriebe unter 10 Beschäftigten erhalten eine volle Kostenerstattung, Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten 50 Prozent und Unternehmen ab 250 Mitarbeiter 25 Prozent.
  • Auch die Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen ist möglichen. Da während der Kurzarbeit die Sozialversicherungsbeiträge erstattet werden, greift dies auch bei Weiterbildungsmaßnahmen. Hier kann sich eine Weiterbildungsmaßnahme ganz besonders lohnen, da die Erstattung ohne Weiterbildung bei 50 Prozent liegt, während der Maßnahme aber die vollen 100 Prozent zurückerstattet werden.
  • Mit dem Aufstiegs-BAföG können Teilnehmer Weiterbildungsmaßnahmen zu beruflichen Aufstiegsfortbildung absolvieren. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Meisterkurse, die auch während der Kurzarbeit absolviert werden können.

Weiterbildungsmöglichkeiten

Bei der Wahl der richtigen Weiterbildungsmöglichkeit stehen viele Türen offen. Wichtig zu beachten ist, dass es sich um einen Anbieter handelt, der förderfähig und vom Kostenträger akzeptiert wird.

Webinar

Webinare erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, wenn es um Aus- und Fortbildung geht. Sie sind bequem, flexibel und ermöglichen es den Teilnehmern, bequem von zu Hause aus zu lernen. Außerdem bieten Webinare eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Fachleuten in diesem Bereich auszutauschen. Zudem werden Webinare von erfahrenen Experten geleitet, die jederzeit ansprechbar sind und Teilnehmern die Möglichkeit bieten, um individuelle Fragen zu stellen. Es gibt zahlreiche Anbieter mit einer umfangreichen Palette an Weiterbildungsangeboten.

MOOCs

Der Trend, MOOCs als Weiterbildungsangebote für berufstätige Erwachsene zu nutzen, nimmt stetig zu. Diese Kurse können individuell bearbeitet werden und bieten somit zeitliche und lokale Unabhängigkeit. Es gibt zudem Angebote in jeder Preisklasse. Auch hier muss auf die Förderfähigkeit geachtet werden. Nur wenn es sich um ein zertifiziertes Bildungsinstitut handelt, ist die Förderung nämlich möglich.

Antragstellung

Der Antrag wird in der Regel bei der zuständigen Agentur für Arbeit gestellt. Dies kann direkt durch den Angestellten oder auch über den Arbeitgeber erfolgen. Anträge zur Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen und Erstattungen von Weiterbildungskosten können per Formular beim zuständigen Amt durch den Arbeitgeber eingereicht werden.

Tipps für eine erfolgreiche Weiterbildung während der Kurzarbeit

Ganz gleich, ob durch die Weiterbildung die eigenen Fähigkeiten für die derzeitige Tätigkeit verbessert werden sollen oder ob Personen in Kurzarbeit sich auf eine neue Aufgabe vorbereiten möchten. Damit die Maßnahme Erfolg hat, gilt es gewisse Punkte zu berücksichtigen. Weiterbildung während der Arbeit kann sowohl für den Angestellten als auch für das beschäftigende Unternehmen eine interessante Maßnahme sein. Vorab sollte daher immer mit dem Vorgesetzten gesprochen werden, um die Pläne für eine Weiterbildung abzustimmen.

Zudem sollte auch ein passender Kurs gefunden werden, der die Voraussetzungen für eine Förderfähigkeit erfüllt. Gleichzeitig bedeutet dies, dass Rücksprache mit der Bundesagentur für Arbeit gehalten werden muss. Damit die Weiterbildung während der Kurzarbeit gelingt, sollten realistische Ziele vereinbart werden. Ein PC-Neuling wird nicht innerhalb von kürzester Zeit zum versierten Programmierer werden. Sinnvoller ist es, bestehende Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Auch die Dauer sollte mit Bedacht gewählt werden. Denn verlangt der Arbeitgeber die Rückkehr zur Betriebsstätte, muss die Weiterbildung verschoben oder unterbrochen werden.

Beratungsstellen 

Es gibt verschiedene Institutionen, die bezüglich der Themen Weiterbildung und Kurzarbeit zurate gezogen werden können. Die erste Anlaufstelle ist stets die Agentur für Arbeit, da sie auch als möglicher Kostenträger eintreten kann. Hier finden Unternehmen und Angestellte Hilfe, wenn es um mögliche Weiterbildungsmaßnahmen während der Kurzarbeit geht. Natürlich können auch spezielle Anwaltskanzleien mit dem Fokus auf das Arbeitsrecht kontaktiert werden. Auch im Internet finden sich beispielsweise auf der Webseite des Bundesministeriums für Soziales und Arbeit hilfreiche und richtige Informationen.

Fazit

Eine Weiterbildung während der Kurzarbeit ist für Unternehmen und Arbeitnehmer eine spannende Alternative, da die Kosten von Trägern übernommen werden können. Zudem kann eine entsprechende Weiterbildung für beide Seiten einen Mehrwert in einer Situation bringen, die alles andere als aussichtsreich ist. Zwar gibt es einige Punkte, die beachtet werden müssen, alles in allem ist die Weiterbildung während der Kurzarbeit aber effektiv und einfach umzusetzen.