Plagiate in der Hausarbeit: Beispiele, Konsequenzen, Vorbeugung

Studenten müssen meist mehrfach während ihres Studiums eine wissenschaftliche Hausarbeit verfassen. Dabei ist es besonders wichtig, richtig zu zitieren und fremdes Gedankengut als solches zu kennzeichnen, um kein Plagiat zu begehen. Andernfalls können schwerwiegende Konsequenzen drohen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Plagiat bezeichnet die Verwendung von fremdem Gedankengut, ohne diese als solche kenntlich zu machen
  • Sowohl wörtliche Zitate als auch wörtliche Umschreibungen müssen mit einer Quelle gekennzeichnet werden
  • Es gibt vier gängige Zitierstile: APA-Standard, Harvard-Zitierweise, MLA-Stil und die deutsche Zitierweise
  • Ein Plagiat führt zum Nichtbestehen der eingereichten Hausarbeit

Definition und Arten von Plagiaten

Ein Plagiat liegt immer dann vor, wenn fremde Gedanken als die eigenen ausgegeben werden. Dabei kann es sich bereits um ein Plagiat handeln, wenn schlichtweg nicht korrekt oder nicht ausreichend zitiert wurde.

Es gibt verschiedene Arten von Plagiaten:

  • Vollplagiat: Ein Vollplagiat liegt dann vor, wenn eine komplette wissenschaftliche Arbeit einer anderen Person als die eigene ausgegeben wird.
  • Ideenplagiat: Ein Ideenplagiat liegt dann vor, wenn der Inhalt bzw. die Grundidee einer fremden Quelle in eigenen Worten wiedergegeben wird, ohne die Quelle anzugeben.
  • Strukturplagiat: Wer ein Strukturplagiat beginnt, übernimmt die Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit. Wenn beispielsweise die vollständige Gliederung einer fremden Arbeit übernommen wird, handelt es sich um ein Strukturplagiat.
  • Selbstplagiat: Es ist möglich, sich selbst zu plagiieren. Das ist dann der Fall, wenn man seine eigenen Gedanken aus einer früher verfassten wissenschaftlichen Arbeit in einer Hausarbeit wieder verwendet, ohne darauf hinzuweisen.
  • Copy-and-paste-Plagiat bzw. Mosaikplagiat: Bei einem Copy-and-paste-Plagiat werden vollständige Absätze kopiert, ohne eine Quelle dafür anzugeben. Auch das Mosaikplagiat zählt zu den Copy-and-paste-Plagiaten. In diesem Fall werden die Absätze nicht 1:1 kopiert, sondern in vertauschter Reihenfolge mosaikartig übernommen.
  • Übersetzungsplagiat: Wer einen Text aus einer anderen Sprache übersetzt und den Inhalt in seiner Hausarbeit verwendet, ohne die Quelle anzugeben, begeht ein Übersetzungsplagiat.

So kann es zum Plagiat in einer Hausarbeit kommen

Wer ein Vollplagiat, Strukturplagiat oder ein Copy-and-paste-Plagiat begeht, plagiiert meist aus voller Absicht. Die anderen Plagiatsarten hingegen sind oft nicht auf Böswilligkeit, sondern auf falsche und ungenaue Quellenarbeit zurückzuführen und passieren in der Regel unbeabsichtigt. Oftmals wird beim Schreiben einer Hausarbeit die Kennzeichnung einer wörtlichen Umschreibung eines fremden Gedankens schlichtweg vergessen. Das nachträgliche Hinzufügen der Quellenangabe kann vor der Abgabe der Hausarbeit dann schnell vergessen werden, da es keine Anführungszeichen gibt, die wie bei einem Zitat auf eine fremde Verwendung hinweisen. Auch Paraphrasen müssen in Hausarbeiten unbedingt gekennzeichnet werden, da andernfalls der Vorwurf des Ideenplagiats aufkommen kann.

Beispiele für Plagiate

Ein Plagiat entsteht immer dann, wenn das geistige Eigentum anderer, ohne die Nennung einer Quelle, als eigener Gedanke ausgegeben wird.

Beispiel für ein Plagiat bei einem Zitat

Es handelt sich um ein Plagiat, wenn ein Zitat vollständig ohne die Angabe einer Quelle in der eigenen Hausarbeit verwendet wird. Wer sich selbst aus einer anderen wissenschaftlichen Angabe ohne entsprechende Quellenangabe zitiert, der begeht ein Selbstplagiat.

Beispiel: Wird der bekannte kategorische Imperativ von Immanuel Kant („Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, das sie ein allgemeines Gesetz werde.“) ohne die im Beispiel verwendeten Anführungszeichen sowie die Quelle angegeben, handelt es sich um ein plagiiertes Zitat.

Beispiel für ein Plagiat bei einer Paraphrase

Wenn ein fremder Gedanke paraphrasiert und nicht als solcher kenntlich gemacht wird, handelt es sich ebenfalls um ein Plagiat, oftmals um ein Ideenplagiat. Ein Selbstplagiat ist nicht nur als direktes Zitat, sondern auch als Paraphrase möglich. Übersetzungsplagiate treten in der Regel als Paraphrase auf, da meist nicht eins zu eins die gleichen Begrifflichkeiten bei der Übersetzung aus einer anderen Sprache übernommen werden.

Beispiel:

OriginaltextPlagiatRichtige Paraphrase
Jugendsprache ist ein international zu beobachtendes Phänomen, dass in den 1950er  Jahren weltweit aufkommt.Jugendsprache ist ein international auftretendes Phänomen, dass in den 1950er Jahren weltweit aufkommt.Laut Müller ist die Jugendsprache ein Phänomen, dass seit den 1950er Jahren untersucht wird (vgl. Müller, 2020).

In der Paraphrase werden die inhaltlichen Ansätze einer anderen Person 1:1 übernommen und lediglich in leicht abweichenden Worten ausformuliert. Eine Quelle wird nicht angegeben. Um es richtig zu machen, sollten Sie in der Paraphrase auf den Originalautoren verweisen. Zusätzlich ist hier ein Verweis auf die originale Quelle anzugeben. Im Text wird der Quellenangabe einer Paraphrase oft ein ‚vgl.‘ = ‚vergleiche‘ vorangestellt. ‚Vgl.‘ steht für ‚vergleiche‘. Im Literaturverzeichnis wird kein ‚vgl.‘ verwendet.

Beispiel für ein Strukturplagiat

Ein Strukturplagiat übernimmt die Struktur einer anderen Arbeit vollständig oder zu weiten Teilen. In der folgenden Tabelle findet sich ein Beispiel für eine übernommene Struktur einer fremden Arbeit.

OriginalStrukturplagiat
2 Definition von Verfall 2.1 Verfall im Bürgertum nach Müller 2.2 Verfall im Bürgertum nach Meyer 3 Verfallsmuster im Roman Die Buddenbrooks 3.1 Analyse des Intros nach Schema X 3.2 Analyse des Epilogs nach Schema Y2 Definition von Verfall 2.1 Verfall nach Müller 2.2 Verfall nach Meyer 3 Verfallsmuster im Roman Die Buddenbrooks 3.1 Analyse des Intros nach Schema X 3.2 Analyse des Epilogs nach Schema Y

Beispiel für ein Copy-and-Paste oder Mosaikplagiat

Bei Copy-and-Paste sowie Mosaikplagiate werden vollständige Abschnitte aus einer fremden Arbeit kopiert und 1:1 oder in vertauschter Reihenfolge in der eigenen Hausarbeit verwendet.

OriginaltextCopy-and-Paste-PlagiatMosaikplagiat
Jugendsprache ist ein international zu beobachtendes Phänomen, dass in den 1950er Jahren weltweit aufkommt.   Viele Forschungseinrichtungen und Fachrichtungen untersuchen das Phänomen Jugendsprache, um jugendliches Sprechverhalten besser zu verstehen.   Seit ihrem erstmaligen Auftreten hat sich die Jugendsprache kontinuierlich weiterentwickelt und durchläuft verschiedene Stadien und Abstufungen.Jugendsprache ist ein international zu beobachtendes Phänomen, dass in den 1950er Jahren weltweit aufkommt.   Viele Forschungseinrichtungen und Fachrichtungen untersuchen das Phänomen Jugendsprache, um jugendliches Sprechverhalten besser zu verstehen.   Seit ihrem erstmaligen Auftreten hat sich die Jugendsprache kontinuierlich weiterentwickelt und durchläuft verschiedene Stadien und Abstufungen.Jugendsprache ist ein international zu beobachtendes Phänomen, dass in den 1950er Jahren weltweit aufkommt.   Seit ihrem erstmaligen Auftreten hat sich die Jugendsprache kontinuierlich weiterentwickelt und durchläuft verschiedene Stadien und Abstufungen.   Viele Forschungseinrichtungen und Fachrichtungen untersuchen das Phänomen Jugendsprache, um jugendliches Sprechverhalten besser zu verstehen.

Ab wann gilt die gesamte Hausarbeit als Plagiat?

Eine Hausarbeit gilt grundsätzlich dann als Plagiat, sobald ein Plagiatsvorwurf als solcher bestätigt wurde. Es ist nicht erlaubt, fremde Gedanken als seine eigenen auszugeben, egal ob es sich dabei um eine einzelne oder mehrfache Verwendungen handelt. Bei einem einzelnen (paraphrasierten) Plagiat drücken Universitäten oft ein Auge zu, wenn ersichtlich ist, dass es sich nicht um ein gewolltes Plagiat handelt, sondern lediglich die Kenntlichmachung vergessen wurde. Bei einem Copy-and-Paste oder Mosaikplagiat oder gar einem Vollplagiat gilt die Hausarbeit sofort als nicht bestanden.

Methoden und Hilfsmittel zur Feststellung des Plagiats

Hochschulen haben mittlerweile zahlreiche Hilfsmittel, um ein Plagiat zu erkennen. Sie können eine eingereichte Hausarbeit mit Millionen von wissenschaftlichen Publikationen sowie Internetquellen über vorhandene Datenbanken abgleichen. Für Studenten, die sicher gehen wollen, kein Plagiat zu begehen, gibt es verschiedene Plagiatssoftware. Diese kann in nur wenigen Minuten Plagiate in einer Hausarbeit finden. Auch Paraphrasen werden von den meisten Programmen zuverlässig erkannt.

Konsequenzen

Wer in einer Hausarbeit plagiiert, muss damit rechnen, dass diese mit ungenügend bewertet wird. Die Arbeit gilt dann als nicht bestanden und muss wiederholt werden. Im schlimmsten Fall kann es zur Exmatrikulation oder zur Aberkennung des akademischen Grades kommen, vor allem dann, wenn bereits zuvor Verstöße gegen die Prüfungsordnung festgestellt wurden. Wer eine Hausarbeit samt Eidesstattlicher Erklärung abgibt, muss im schlimmsten Fall zusätzlich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Möglichkeiten der Plagiatvermeidung

Um ein Plagiat zu vermeiden, sollten verwendete Quellen sofort als solche gekennzeichnet werden. Das ist sowohl bei einem direkten Zitat als auch bei einer Paraphrase möglich.

Folgende drei Punkte wichtig, um ein Plagiat zu vermeiden:

  • Die Hausarbeit eigenständig auf Plagiat prüfen
  • Die richtige Quellenorganisation
  • Korrektes Zitieren

Hausarbeit selbst vorher auf Plagiat prüfen

Fast noch wichtiger als vermeidbare Rechtschreibfehler in einer Hausarbeit zu vermeiden, ist es, die eigene Hausarbeit vor der Abgabe auf mögliche Plagiate zu überprüfen. Das kann beispielsweise durch eine Plagiatssoftware erfolgen, die alle vorhandenen Ähnlichkeiten in einem Text erkennt.

Ein Programm zur Plagiatsprüfung vergleicht die Hausarbeit mit allen Quellen, die in der Datenbank zur Verfügung stehen. Gefunden werden dabei zu 100% identische oder sehr ähnliche Textstellen. Wird eine entsprechende Textstelle gefunden, liegt nicht automatisch ein Plagiat vor. Ein Plagiatssoftware findet alle direkten Zitate und paraphrasierte Stellen, auch wenn diese korrekt zitiert worden sind. Auf diese Weise kann auf die korrekte Zitation überprüft werden. Auch häufig verwendete Phrasen (Beispiel: „Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, …“) und bekannte Gesetzmäßigkeiten können dabei gefunden werden. Diese müssen jedoch nicht zitiert werden.

Gute Quellenorganisation

Eine gute Quellenorganisation ist wichtig. Studenten sollten am besten direkt zu Anfang eine Übersicht der Quellen, die sie in ihrer Hausarbeit verwenden wollen, im Inhaltsverzeichnis schriftlich festhalten. Dann können weitere Quellen, die sich erst während des Schreibprozesses auftun, umgehend ergänzt werden. So haben Sie jederzeit Zugriff auf die komplette Quellenangabe, was Ihnen die Zitation während des Schreibprozesses erleichtern wird.

Korrektes Zitieren

Es ist wichtig, korrekt zu zitieren, um ein Plagiat zu vermeiden. Dabei sollten sich Studenten für einen einheitlichen Zitierstil entscheiden.

Folgende 4 Zitierstile sind wissenschaftlicher Standard:

  • APA-Richtlinien: (Müller, 2020)
  • Harvard-Zitierweise: (vgl. Müller 2020: 10)
  • MLA-Stil: (Müller 10)
  • Deutsche Zitierweise: Vgl. Müller, 2020, S. 10.

Beachte: Bei den in Klammern angegebenen Verweisen handelt es sich um Kurzverweise einer Quelle, die im Fließtext einer Hausarbeit angegeben werden. Die deutsche Kurz-Zitierweise erfolgt in Fußnoten unter dem Text. Im Literaturverzeichnis muss die Quellenangabe vollständig erfolgen.

Sowohl Zitate als auch Paraphrasen müssen entsprechend gekennzeichnet werden.

  1. Direkt zitieren: Wenn ein kompletter Satz oder Abschnitt übernommen wird, setzen Sie diesen sofort in Anführungszeichen und geben die Quelle als Kurzverweis und, wenn nicht bereits vorhanden, als vollständige Angabe im Literaturverzeichnis an. Achten Sie dabei auf einen korrekten und einheitlichen Zitierstil.
  2. Paraphrasieren: Wenn Sie den Gedanken aus einer Quelle in eigene Worte umformulieren, ist es noch wichtiger, auf eine Angabe der Quelle zu achten. Andernfalls ist es später kaum noch möglich, die paraphrasierte Stelle wiederzufinden und eine Quelle zu ergänzen.

Fazit

Plagiate werden von Studenten in Hausarbeiten häufig ohne Absicht begangen. Der Fehler liegt in einer inkorrekten Zitierweise und mangelnden Quellenpflege. Wer kein Risiko eingehen will, ein ungewolltes Plagiat zu begehen, der sollte seine Hausarbeit vor der Abgabe gründlich auf eine korrekte Zitierweise überprüfen. Ein Plagiat kann zum Nichtbestehen der Hausarbeit und schlimmstenfalls zur Exmatrikulation führen.