Ausbildung oder Studium: optimale Entscheidung treffen

Für Schulabsolventen stellt sich nach dem Abschluss meist die Frage, wie es in Zukunft weitergehen soll. Dabei stehen Abiturienten mit einer Fachhochschul- oder allgemeinen Hochschulreife vor der Wahl zwischen einer Ausbildung oder einem Studium. Die Entscheidung für die ein oder andere Option sollte gut überlegt sein, denn es gibt Argumente für und gegen beide Varianten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Entscheidung für ein Studium oder eine Ausbildung sollte immer anhand der persönlichen Stärken und Interessen getroffen werden.
  • Auszubildende arbeiten eher praxisorientiert, Studenten eher theorieorientiert. Oft ist der berufliche Aufstieg durch einen Studienabschluss leichter.
  • Geläufige Vorurteile über Auszubildende und Studenten sind lange überholt.

Argumente für das Studium

Ein Studium führt die Absolventen zunächst zu einem Bachelor, im Anschluss bei Bedarf durch weitere 2 Jahre Studium zu einem Masterabschluss. Hochschulabsolventen übernehmen meist verantwortungsvolle berufliche Positionen, steigen beruflich oftmals schnell auf und werden dementsprechend gut bezahlt. Zudem vermittelt ein Studium in einem einschlägigen Fachbereich das relevante Fachwissen sowie aktuelle Forschungsansätze und fördert die theoretische Bildung. Wer gut und gerne eigenverantwortlich lernt und arbeitet, für den ist ein Studium gut geeignet.

Argumente gegen das Studium

Ein Studium ist sehr theoretisch und auf eigenständiges Lernen ausgelegt – wer ein Problem damit hat, sich selbst zu motivieren, für den ist ein Studium nicht geeignet. Besonders Schulabsolventen, die lieber praktisch arbeiten, anstatt theoretisches Fachwissen zu erlernen, sollten lieber kein Studium beginnen. Das praktische Arbeiten findet in den meisten Studiengängen lediglich innerhalb von kurzen Pflichtpraktika statt. Das theoretisch erlernte Wissen wird dann meist erst nach Ende des Studiums in einem beruflichen Alltag angewendet und gefestigt. Teilweise kann es schwer sein, dass theoretische Wissen in die Praxis zu übertragen. Bei Lehramts- oder Medizinstudenten gibt es mehr praktische Anteile, z. B. in Schulen, im Krankenhaus oder in Arztpraxen. Während des Studiums müssen außerdem Studiengebühren gezahlt werden, an einigen privaten Hochschulen können diese besonders hoch sein.

Gängige Vorurteile gegenüber dem Studium

Es gibt verschiedene Vorurteile gegenüber einem Studium und den Verhaltensweisen von Studenten. Hartnäckig hält sich das Klischee von lange schlafenden Studenten, die bis in die Morgenstunden hinein Party machen, faul sind und sich von ihren Eltern finanzieren lassen. Das trifft so jedoch nur sehr eingeschränkt zu und ist kein Phänomen, was ausschließlich Studenten betrifft.

Viele Studenten arbeiten neben dem Studium, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren und erhalten, sofern sie Anspruch darauf haben, zusätzlich BAföG zur Unterstützung. Dort muss nach einer gewissen Zeit ein Nachweis über die fristgerecht erbrachten Leistungen vorgelegt werden, damit BAföG weiterhin gezahlt wird (und die Zahlungen nicht fristlos eingestellt werden). Viele Vorlesungen oder Seminare starten mittlerweile bereits am frühen Morgen. Neben Vor- und Nachbereitungen der Studieninhalte und einem Nebenjob haben viele Studenten nicht viel Freizeit geschweige denn Zeit, ständig endlos lange Partys zu feiern.

Argumente für die Ausbildung

Eine Ausbildung bringt den Absolventen einen Beruf praktisch nahe. Es werden alle grundlegenden Kenntnisse vermittelt, die für die Ausübung des Ausbildungsberufs in der Zukunft wichtig sind. Eine praktische Grundausbildung kann danach durch Fort- oder Weiterbildungen mögliche weitere Karriereschritte eröffnen. In vielen handwerklichen oder kaufmännischen Berufen ist beispielsweise eine Weiterbildung zum Meister, Techniker, Fach- oder Betriebswirt möglich. Da gerade in vielen Handwerken Arbeitskräfte dringend gesucht werden, stellt eine Ausbildung ein sicheres Fundament dar und bietet jederzeit einen zukunftssicheren Arbeitsplatz mit wachsenden Gehaltsaussichten. Während der Ausbildung erhalten Azubis bereits eine Vergütung für ihre Arbeit, was im Studium nicht der Fall ist.

Argumente gegen die Ausbildung

Tendenziell verdienen Auszubildende nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung deutlich weniger als Hochschulabsolventen. Besonders in einigen handwerklichen Berufen, etwa als Maurer, Elektriker oder Friseur, sind die Einstiegsgehälter für Gesellen verhältnismäßig gering. Im Vergleich zu Hochschulabsolventen gibt es weniger Aufstiegsmöglichkeiten in höhere berufliche Positionen (es sei denn, es wird eine entsprechende Weiterbildung absolviert).

Gängige Vorurteile gegenüber der Ausbildung

Gerade bei Abiturienten hält sich das hartnäckige Vorurteil, dass eine Ausbildung schlechter ist als ein Studium. Es wird vorausgesetzt, dass man nach erfolgreichem Abitur unbedingt auch ein akademisches Studium beginnen muss. Denn oftmals wird behauptet, dass Auszubildende weniger gebildet seien als Studenten. Zudem hält sich die Annahme, dass in einer Ausbildung eher simple Tätigkeiten übernommen werden dürfen und ein Unternehmen einem Azubi nicht so viel zutraut wie beispielsweise (dualen) Studenten/Werkstudenten.

Diese Vorurteile sind in der Regel vollkommen unbegründet. Zu Beginn einer Ausbildung sind die Aufgaben leichter, da die Azubis zunächst eingearbeitet werden müssen – das ist in einem Studium nicht anders. Zeitnah warten die ersten Herausforderungen, die Ehrgeiz, Fleiß und regelmäßiges Lernen erfordern. Jedes Ausbildungsunternehmen ist daran interessiert, ihren Azubis alle wichtigen Kenntnisse eines Berufsbilds gewissenhaft beizubringen, um nach Abschluss der Ausbildung eine gut ausgebildete Fachkraft übernehmen zu können. Jeder Schulabsolvent sollte sich an seinen Stärken und Interessen orientieren und anhand dieser Kriterien für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden – nicht, weil die Gesellschaft das ein oder andere von ihm erwartet.

Duales Studium als Alternative

Wer sich nicht entscheiden kann, ob ein Studium oder eine Ausbildung die richtige Wahl ist, der kann in einem dualen Studium eine geeignete Alternative finden. Hier wird ein Ausbildungsabschluss mit einem Studienabschluss an einer (Fach-)Hochschule kombiniert.

Von reinen Studiengängen unterscheidet es sich durch einen höheren Praxisanteil. Zusätzlich gibt es bei einem dualen Studium zwei Lernorte: Die Hochschule sowie den Ausbildungsbetrieb. Wer dual studiert, ist nicht „nur“ an einer Hochschule eingeschrieben, sondern schließt gleichzeitig einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen ab. Nach erfolgreichem Abschluss eines dualen Studiums haben Absolventen somit nicht nur einen Bachelorabschluss, sondern gleichzeitig einen anerkannten Berufsabschluss in der Tasche.

Studium nach der Ausbildung als Alternative

Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung ist es ebenfalls unter gewissen Voraussetzungen möglich, ein Studium aufzunehmen. Dafür brauchen Interessenten in der Regel eine Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife. In einigen Fällen kann auch eine abgeschlossene Ausbildung samt Berufserfahrung (2 oder 3 Jahre) zum Studium innerhalb einer einschlägigen Fachrichtung berechtigen.

Wer beispielsweise eine Ausbildung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik abgeschlossen hat, kann im Anschluss an einer Fachhochschule Elektrotechnik studieren. Dazu ist die Fachhochschulreife oder der Nachweis einer einschlägigen beruflichen Tätigkeit notwendig. Beliebt sind ebenfalls Weiterbildungen zum Techniker oder Meister (hier ist keine Fachhochschulreife, aber eine Berufserfahrung von mindestens 2 Jahren notwendig).

Tipps für die Entscheidungsfindung

Wer sich schwer damit tut, eine Entscheidung zu treffen, ob eine Ausbildung oder ein Studium die richtige Wahl für die Zukunft ist, sollte sich vor allem Fragen, ob er lieber theoretisch oder praktisch arbeitet.

Wer ein Studium beginnt, muss mindestens die kommenden 3 Jahre viel Theorie erarbeiten und verstehen. Oft folgen bis zum Masterabschluss 2 weitere Studienjahre. Sowohl in der Bachelor- als auch Masterarbeit muss eine eigenständige wissenschaftliche Leistung in Form der Abschlussarbeit erbracht werden. Wer ein Studium erfolgreich abschließen möchte, der muss daher theoretische Inhalte erarbeiten können. Eine Ausbildung hingegen dauert lediglich 3 bis 3 ½ Jahre und führt schneller in ein praktisches Arbeitsleben ein. Bereits während der Ausbildung wird eigenes Geld verdient, wohingegen während des Studiums trotz fehlenden Gehalts Studiengebühren fällig werden. Wenn Sie nach einer Ausbildung beruflich weiter aufsteigen wollen und das nur über eine Weiterbildung oder ein Studium möglich ist, können Sie dieses im Anschluss noch immer absolvieren.

Fragen für eine fundierte Entscheidung

Folgende Fragestellungen können helfen, um eine fundierte Entscheidung für oder gegen Ausbildung oder Studium zu treffen:

  • Arbeite ich lieber praktisch oder möchte ich mein theoretisches Wissen erweitern? Habe ich Probleme mit theoretischer Aneignung von Wissen?
  • Was sind meine Stärken und Schwächen?
  • Welche Interessen habe ich?
  • Lerne ich lieber eigenverantwortlich oder brauche ich klare Zeitlimits und Vorgaben?
  • Wie kann ich meine Ausbildung oder mein Studium finanzieren? Bin ich darauf angewiesen, schnell eigenes Geld zu verdienen?
  • Wie wichtig ist mir ein hoher beruflicher Posten und ein hohes Gehalt?
  • Wie sind meine beruflichen Chancen und Gehaltsaussichten nach Abschluss der Ausbildung oder des Studiums?

Wer kann bei der Entscheidung helfen?

Bei der Entscheidungsfindung können persönliche Berufsberatungen, wie z. B. von der Agentur für Arbeit, weiterhelfen. Bereits während der Schulzeit gibt es entsprechende Beratungsangebote, bei denen anhand der Beantwortung eines Fragenkatalogs geeignete Berufsvorschläge gemacht werden. Um sich nach dem Abitur abzusichern, stehen weitere Beratungsangebote zur Verfügung.

Fazit

Absolventen sollten gut überlegen, ob sie nach dem Schulabschluss eine Ausbildung, ein Studium oder ein duales Studium beginnen. Es gibt für alle Möglichkeiten Vor- und Nachteile, die vor allem in dem Praxisanteil der jeweiligen Ausbildungsmöglichkeiten begründet liegen. Wer sein theoretisches Wissen festigen möchte und sich auf direktem Weg für einen hohen beruflichen Posten qualifizieren möchte, der sollte ein Studium beginnen. Wer lieber praktisch arbeitet, für den ist eine Ausbildung besser geeignet. Ein duales Studium kombiniert praxisorientierte und theorieorientierte Unterrichtsphasen, da neben einer Ausbildung auch ein Bachelorstudium abgeschlossen wird.