Weiterbildung in der Elternzeit: was gibt es zu beachten?
Die Geburt eines Kindes stellt eine große Veränderung für die Eltern dar. Nicht nur der Alltag ändert sich, auch die berufliche Situation wird davon beeinflusst. Viele Eltern stellen sich daher schon vor der Geburt die Frage, wie es nach der Elternzeit beruflich weitergehen soll. Mit einer Weiterbildung in der Elternzeit können die Weichen für eine erfolgreiche Rückkehr ins Berufsleben gestellt werden. Ebenso kann die Elternzeit genutzt werden, um eine Umschulung zu machen und sich beruflich neu zu orientieren. Damit das gelingt, gilt es jedoch, einige Punkte zu beachten.
Das Wichtigste in Kürze
- Mütter und Väter in Elternzeit dürfen an einer Weiterbildung teilnehmen
- Für Ausbildungen mit Verdienst gilt eine Beschränkung auf 32 Stunden pro Woche
- Eine Weiterbildung in der Elternzeit erleichtert den beruflichen Wiedereinstieg oder kann zur beruflichen Neuorientierung genutzt werden
- Weiterbildungen in Elternzeit werden unter bestimmten Voraussetzungen durch Bildungsgutscheine oder Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine gefördert
- Weiterbildungen können sowohl vor Ort in einem Schulungszentrum als auch digital von zu Hause aus durchgeführt werden
Ist eine Weiterbildung während der Elternzeit erlaubt?
Die Teilnahme an einer Weiterbildung während der Elternzeit ist durchaus erlaubt. Das gilt sowohl für Fortbildungen als auch für Umschulungen oder ein Studium. Auch unentgeltliche Ausbildungen können ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Anders gestaltet es sich bei bezahlten Ausbildungen, wie etwa Volontariate, Praktika oder Referendariate. Hier gilt eine Obergrenze von 32 Arbeitsstunden pro Woche.
Warum sollte man die Elternzeit für eine Weiterbildung nutzen?
Vor allem beim ersten Kind ist die Elternzeit mit vielen Veränderungen verbunden. Unabhängig davon, ob die Mutter oder der Vater die Betreuung des Kindes in der Elternzeit übernehmen, der Familienalltag beeinflusst auch die berufliche Entwicklung oder bringt sie zumindest ins Stocken. Allerdings bietet die Elternzeit auch die Chance, sich auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben vorzubereiten und eines der vorhandenen Weiterbildungsangebote zu nutzen. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, der kann die Elternzeit auch für eine berufliche Neuorientierung nutzen und eine Umschulung oder ein Fernstudium beginnen. Davon abgesehen bietet eine Weiterbildung in der Elternzeit auch den Vorteil, dass möglicherweise eine Lücke im Lebenslauf geschlossen werden kann. Denn nicht immer kann nach der Elternzeit an den einstigen Arbeitsplatz zurückgekehrt werden.
Soll man den Arbeitgeber mit einbeziehen?
Der Arbeitgeber muss nicht in die Weiterbildungspläne während der Elternzeit eingeweiht werden. Vor allem, wenn die Weiterbildung absolviert wird, um sich nach der Elternzeit beruflich neu zu orientieren, sollte der besser Arbeitgeber nicht informiert werden. Wer hingegen seine Qualifikationen für die bestehende Arbeitsstelle durch die Weiterbildung verbessern möchte, der sollte den Arbeitgeber durchaus einbeziehen. Teilweise leisten die Arbeitgeber einen finanziellen Beitrag zur Weiterbildung und übernehmen einen Teil der Kosten.
Wie können die Kosten der Weiterbildung finanziert werden?
Mütter und Väter, die sich in der Elternzeit weiterbilden möchten, können verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der Weiterbildung in Anspruch nehmen:
- Bildungsgutschein:
Dient die Weiterbildung dazu, nach der Elternzeit auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren, dann können Eltern, die in keinem Arbeitsverhältnis stehen, einen Bildungsgutschein verwenden. Ausgegeben werden die Bildungsgutscheine von der Agentur für Arbeit, um den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu fördern. Der Bildungsgutschein erstattet nicht nur die Kosten für die Weiterbildung, sondern auch Kosten, die für die Betreuung des Kindes entstehen.
- Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS):
Eine weitere Möglichkeit zur Förderung der Weiterbildung ist ein Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein, auch kurz AVGS genannt. Mit dem AVGS werden bis zu 100 Prozent der Weiterbildungskosten erstattet. Ausgestellt werden die Gutscheine von der Agentur für Arbeit, allerdings handelt es sich hierbei um eine Ermessensleistung, die bewilligt wird, wenn der Sachbearbeiter die Weiterbildung als erforderlich für die Arbeitsvermittlung erachtet. Der AVGS bietet sich an, wenn Mütter oder Väter sich während der Elternzeit beruflich umorientieren möchten.
- Förderung durch den Arbeitgeber:
Wer nach der Elternzeit zurück an den alten Arbeitsplatz kehrt, der kann die Weiterbildung auch vom Arbeitgeber fördern lassen. Besonders erfolgsversprechend ist die Nachfrage beim Arbeitgeber, wenn die Weiterbildung förderlich für das Unternehmen ist und der Arbeitgeber von der Zusatzqualifikation profitiert.
Welche Arten der Weiterbildung kann man in der Elternzeit nutzen?
Elternzeitler können verschiedene Arten der Weiterbildung in der Elternzeit nutzen. Von Seiten des Gesetzgebers gibt es hier keine Einschränkungen, sofern diese unentgeltlich sind beziehungsweise eine Obergrenze von 32 Stunden bei Ausbildungen mit Bezahlung nicht überschritten wird.
Kurse
Sehr gut geeignet für die Weiterbildung in der Elternzeit sind Kurse, mit denen der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert wird. Das können Kurse sein, mit denen zusätzliche Qualifikationen angeeignet werden oder auch Kurse, die für eine berufliche Umorientierung benötigt werden.
Fernstudium
Gerade, wenn nach der Elternzeit eine berufliche Neuorientierung geplant ist, bietet sich ein Fernstudium an einer Akademie an. Allerdings fallen die Kosten für diese Art der Weiterbildung höher aus als für einen Kurs. Zusätzlich dauert ein Fernstudium in der Regel länger als die Elternzeit, weshalb die Umorientierung nicht direkt im Anschluss stattfinden kann.
Umschulung
Eine weitere Möglichkeit der Weiterbildung, die innerhalb der Elternzeit genutzt werden kann, ist die Umschulung. Allerdings ist auch diese mit einem höheren Zeitaufwand verbunden und kann in den meisten Fällen nicht während der Elternzeit abgeschlossen werden.
Welche Wege der Weiterbildung stehen in der Elternzeit zur Verfügung?
Weiterbildungen werden in verschiedenen Formen angeboten. In den meisten Fällen entscheiden sich Elternzeitler jedoch für eine Weiterbildung in Teilzeit, da sich diese besser mit der Kinderbetreuung vereinbaren lässt. Die Weiterbildung in Teilzeit kann auf verschiedenen Wegen absolviert werden.
Weiterbildung mit Präsenzunterricht
Diese Form gehört zu den klassischen Wegen der beruflichen Weiterbildung und beinhaltet die persönliche Teilnahme in einem Schulungszentrum. Viele Eltern bevorzugen diese Art der Weiterbildung, da sie Abwechslung vom Familienalltag bietet und neue Kontakte geknüpft werden können. Allerdings ermöglicht eine Weiterbildung mit Präsenzunterricht keine Flexibilität und die Eltern müssen für diesen Zeitraum eine Betreuung für den Nachwuchs finden.
Digitale Weiterbildung
Die Digitalisierung erleichtert es Müttern und Vätern enorm, sich während der Elternzeit weiterzubilden. Anstatt den Unterricht vor Ort in einer Bildungseinrichtung zu besuchen, nehmen die Eltern bei einer digitalen Weiterbildung über das Internet am Unterricht teil. Das bietet den Vorteil, dass keine Kosten für die Anfahrt entstehen und auch der Zeitaufwand geringer ausfällt. Außerdem muss nicht zwangsläufig eine Betreuung für den Nachwuchs organisiert werden. Allerdings erweist es sich auch bei der digitalen Weiterbildung von Vorteil, wenn das Kind zu den Unterrichtszeiten von einer weiteren Person beaufsichtigt wird. Wenn das nicht möglich ist, dann gibt es auch Online-Weiterbildungen, die eine freie Zeiteinteilung ermöglichen und sich so noch besser mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen.
Welche Herausforderungen stehen bei einer Weiterbildung mit Kind an?
Die Weiterbildung mit Kind in der Elternzeit stellt die Mütter und Väter vor die Herausforderung, die Fortbildung und die Familie unter einen Hut zu bekommen, ohne, dass dabei eines davon zu kurz kommt. Zusätzlich muss bei Weiterbildungen mit Präsenzunterricht vor Ort sichergestellt werden, dass der Nachwuchs während dieser Zeit betreut wird und die Mütter oder Väter sich voll und ganz auf die Weiterbildung konzentrieren können. Bedacht werden sollte außerdem, dass auch Zeit für die Bearbeitung von Aufgaben oder das Lernen benötigt wird und auch hier möglichst unterbrechungsfrei und konzentriert gearbeitet werden können sollte.
Worauf kommt es bei einer erfolgreichen Weiterbildung in der Babypause an?
Der Plan, eine Weiterbildung in der Elternzeit zu absolvieren, ist gefasst. Damit dieser jedoch auch aufgeht, gilt es weitere Punkte zu beachten. Der Erfolg einer Weiterbildung in der Elternzeit hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Fördermöglichkeiten prüfen
Nicht selten scheitert die Weiterbildung an den finanziellen Mitteln, da in der Elternzeit das Geld durch viele Anschaffungen rund um das Baby nicht selten sehr knapp ist. Damit die Weiterbildungspläne aber dennoch in die Tat umgesetzt werden können, sollten sich Mütter und Väter frühzeitig informieren, welche Förderungsmöglichkeiten sie nutzen können.
Richtige Weiterbildung finden
Wichtig ist zudem, dass die Eltern die passende Weiterbildungsmöglichkeit finden. Hier geht es nicht nur darum, irgendeinen beliebigen Kurs zu finden, der thematisch zur beruflichen Weiterentwicklung passt, sondern auch darum, eine Lernform, die sich in das Familienleben integrieren lässt.
Unterstützung bei der Kinderbetreuung
Wer sich in der Elternzeit weiterbilden möchte, der benötigt ein starkes Umfeld, das hinter den Weiterbildungsplänen steht und diese unterstützt. Bevor die Weiterbildung in Angriff genommen wird, sollte daher mit Familie und Freunden abgeklärt werden, wie die Betreuung des Kindes geregelt werden kann und wer bereit ist den Nachwuchs zu beaufsichtigen.
Tipps für eine erfolgreiche Weiterbildung
Die Finanzierung der Weiterbildung ist geklärt, die Kinderbetreuung geregelt und der passende Kurs gefunden? Mit den folgenden Tipps gelingt es, die Weiterbildung erfolgreich abzuschließen.
Konkrete Ziele setzen
Für das Gelingen der Weiterbildung empfiehlt es sich, ein konkretes Ziel zu setzen und dieses nicht aus den Augen zu verlieren. Wer zum Beispiel vor Augen hat, dass die Bemühungen zur lang ersehnten Gehaltserhöhung führen, kann sich im Alltag leichter motivieren.
Lernpläne erstellen
Der Alltag mit Kind ist mitunter stressig. Damit der Lernerfolg nicht auf der Strecke bleibt, empfiehlt es sich Lernpläne zu erstellen, die jedoch auch eingehalten werden müssen.
Ruhigen Arbeitsplatz einrichten
Um konzentriert lernen zu können, sollte ruhiger Arbeitsplatz eingerichtet werden, der es ermöglicht ohne Unterbrechungen zu arbeiten.
Notfallplan schmieden
Das Leben mit einem Kleinkind ist nicht planbar, daher sollten vorab Notfallpläne überlegt werden, die ergriffen werden können, wenn das Kind zum Beispiel krank wird oder andere Schwierigkeiten auftreten, die die Weiterbildung gefährden könnten.
Erfahrungen mit der Weiterbildung in der Elternzeit
Wer sich unsicher ist, ob eine Weiterbildung in der Elternzeit das Richtige ist, der sollte sich mit Eltern austauschen, die sich bereits für diesen Weg entschieden haben. Der Erfahrungsaustausch zeigt nicht nur, welche Herausforderungen auf die Eltern zukommen, sondern ist auch nützlich, um sich selbst besser darauf vorbereiten zu können.
Fazit
Eine Weiterbildung in der Elternzeit ist jederzeit möglich, stellt die Eltern jedoch vor eine große Herausforderung. Grundsätzlich kann jede Weiterbildung durchgeführt werden, wenn diese unentgeltlich ist. Bei Ausbildungen mit Verdienst hingegen liegt die Obergrenze bei 32 Stunden pro Woche. Für die Weiterbildung in der Elternzeit können Mütter und Väter, die in keinem Arbeitsverhältnis stehen, verschiedene Fördermöglichkeiten nutzen, wie etwa einen Bildungsgutschein oder einen Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein. Teilweise wird eine Förderung auch vom Arbeitgeber gewährt und die Kosten für die Weiterbildung werden teilweise oder sogar vollständig übernommen.