Studium bei der Bundeswehr: Hochschulen, Ablauf, Vorteile
Die Bundeswehr in Deutschland bietet Interessenten die Möglichkeit, an einer ihrer Hochschulen zu studieren. Besonders interessant ist, dass sich eine Karriere bei der Bundeswehr mit einem Studium vereinbaren lässt. Besonders für Bewerber, die eine Offizierslaufbahn anstreben, kann es sich lohnen, bei der Bundeswehr zu studieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer bei der Bundeswehr studieren möchte, braucht mindestens ein Fachabitur
- Das Studium bei der Bundeswehr ist in Trimester eingeteilt, nicht in Semester
- Die Hochschulstandorte der Bundeswehr sind Hamburg und München: Es gibt ca. 60 verschiedene Studiengänge
Studium bei der Bundeswehr und Dienst kombinieren
Ein Studium bei der Bundeswehr ist auf dem zivilen Weg oder in Kombination mit einer Offizierslaufbahn möglich. Wer als „normaler“ Student bei der Bundeswehr studiert, muss Studiengebühren zahlen. Offiziere, die sich für den militärischen Dienst verpflichten, erhalten während des Studiums hingegen sogar eine Vergütung für ihren geleisteten Dienst. Wer ein Studium bei der Bundeswehr mit einem Dienst verbindet, wird neben der akademischen Ausbildung bereits während des Studiums zusätzlich militärisch ausgebildet.
Vorteile eines Studiums bei der Bundeswehr
Wer bei der Bundeswehr studiert und gleichzeitig eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr beginnt, der bekommt eine ansprechende Vergütung für seinen Einsatz bereits während des Studiums. Wer nach Abschluss des Studiums als Beamter arbeitet, wird in festen Gehaltsklassen bezahlt. Auch zivile Studenten können von der Bundeswehr nach Abschluss ihres Studiums verbeamtet werden -und haben somit ebenfalls einen sicheren Job. In beiden Fällen gelten für das Gehalt die Besoldungstabellen der Bundeswehr. Wer nach seinem Abschluss nicht bei der Bundeswehr, sondern in der freien Wirtschaft arbeitet, bekommt ein entsprechend auf seinen Abschluss angepasstes (hohes) Gehalt. Im Vergleich zu normalen Studiengängen gibt es durch die Einteilung in Trimester bei der Bundeswehr eine verkürzte Regelstudienzeit.
Für wen ist ein Bundeswehr-Studium sinnvoll?
Für alle, die sich eine berufliche Zukunft bei der Bundeswehr wünschen und für die zusätzlich einer der angebotenen Studiengänge in Frage kommt, sollten an einer der Bundeswehrhochschulen in Hamburg oder München studieren. Neben des Studiums erhalten Sie eine militärische Grundausbildung und können sich mit den internen Abläufen bei der Bundeswehr vertraut machen. Zusätzlich sparen sie sich die Studiengebühren, die bei einem Studium in zivil bei der Bundeswehr oder an einer anderen Universität anfallen würden.
Studiengänge und Studienmöglichkeiten
Es gibt die Möglichkeit, aus ca. 60 verschiedenen Studiengängen an den beiden Hochschulen der Bundeswehr in Deutschland zu wählen. Ein Studium bei der Bundeswehr besteht anders als an anderen deutschen Hochschulen nicht aus Semestern, sondern aus sogenannten Trimestern. Ein Trimester dauert dabei lediglich 3 Monate. Bei der Bundeswehr Regelstudienzeit für Bachelorstudiengänge beträgt sieben Trimester, für Masterstudiengänge fünf Trimester. Bei einigen Studiengängen, zum Beispiel im medizinischen Bereich, wird eine längere Regelstudienzeit angesetzt. Die angebotenen Studiengänge unterliegen immer dem vorhandenen Bedarf der Streitkräfte und kann sich jederzeit ändern.
Universitäten der Bundeswehr
Die beiden Universitäten der Bundeswehr befinden sich in Hamburg und München. Das Studienangebot für Bachelor- und Masterabsolventen ist an beiden Hochschulen verschieden. Sie bieten ein breites Spektrum an Studiengängen aus den Fachrichtungen Ingenieur-, Wirtschafts-, Geistes- und Sozialwissenschaften an.
Universität der Bundeswehr in Hamburg
Die Universität der Bundeswehr in Hamburg trägt den Namen Helmut-Schmidt-Universität (HSU). Sie bietet verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge an.
Zur Auswahl stehen folgende Fächerangebote, sowohl im Bachelor und im Master:
- Volkswirtschaftslehre (B. Sc./M. Sc.)
- Betriebswirtschaftslehre (B. Sc./M. Sc.)
- Psychologie (B. Sc./M. Sc.)
- Bildungs- und Erziehungswissenschaft (B. A./M. A.)
- Energie- und Umwelttechnik (M. Sc.)
- Elektrische Energietechnik (M. Sc.)
- Elektrotechnik und Informationstechnik (B. Sc.)
- Engineering Science: Defence Systems (B. Sc.)
- Erneuerbare Energien und intelligente Netze (M. Sc.)
- Fahrzeugtechnik (M. Sc.)
- Geschichtswissenschaft (B. A./M. A.)
- Informatik-Ingenieurwesen (M. Sc.)
- Informationstechnik (M. Sc.)
- Internationale Beziehungen (M. A.)
- Maschinenbau (B. Sc.)
- Wirtschaftsingenieurwesen (B. Sc./M. Sc.)
- Mechatronik (M. Sc.)
- Politikwissenschaft (B. A.)
- Vergleichende Demokratieforschung (M. A.)
Universität der Bundeswehr in München
In München gibt ist eine weitere Universität der Bundeswehr zu finden (UniBw M). Hier ist das Angebot an möglichen Studienfächern ein wenig anders als in Hamburg, anstatt Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre werden hier verschiedene sportliche Fachrichtungen gelehrt.
Bewerber haben die Auswahl aus folgendem Studienangebot:
- Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften (B. Sc./M. Sc.)
- Bildungswissenschaft (B. A./M. A.)
- Elektrotechnik und Informationstechnik (B. Sc./M. Sc.)
- Informatik (B. Sc./M. Sc.)
- Technologiemanagement und Wirtschaftsinformatik (M. Sc.)
- Wirtschaftsinformatik (B. Sc.)
- Mathematical Engineering (B. Sc./M. Sc.)
- Luft- und Raumfahrttechnik (B. Sc./M. Sc.)
- Psychologie (B. Sc.)
- Klinische Psychologie (M. Sc.)
- Sportwissenschaft – Leadership und Management im Sport (M. Sc.)
- Sportwissenschaft – Vermittlung von Sport (B. Sc.)
- Staats- und Sozialwissenschaften (B. A./M. A.)
- Wirtschafts- und Organisationswissenschaften (B. Sc./M. Sc.)
Zudem steht in München ein Hochschulbereich für angewandte Wissenschaften zur Verfügung, in dem folgende Fächer angeboten werden:
- Aeronautical Engineering (B. Eng.)
- Computer Aided Engineering (M. Eng.)
- Wehrtechnik (B. Eng.)
- Management und Medien (B. A./M. A.)
- Maschinenbau (B. Eng.)
- Techn. Informatik und Kommunikationstechnik (B. Eng.)
Ergänzend besteht die Möglichkeit, im Auftrag der Bundeswehr Pharmazie, Human- und Veterinärmedizin, internationales Logistikmanagement oder Nautik zu studieren. Das Studium selbst findet dabei an einer staatlichen Universität oder Fachhochschule statt, findet jedoch im Dienst der Bundeswehr statt und wird somit von dieser gefördert.
Zulassungsvoraussetzungen
Wer bei der Bundeswehr studieren möchte, muss mindestens 17 Jahr sein. Für die Offizierslaufbahn ist ein Höchstalter von maximal 29 Jahren erlaubt. Bewerber müssen die Fachhochschulreife oder einen gleichwertigen Abschluss nachweisen können. Nur, wer die deutsche Staatsbürgerschaft hat, kann für ein Studium bei der Bundeswahr angenommen werden. Um die Eignung für die Offizierslaufbahn zu prüfen, findet ein umfangreiches Auswahlverfahren statt. Für ein Studium in Kombination mit einer Offizierslaufbahn sollten Studenten nach Angaben der Bundeswehr leistungsbereit und ehrgeizig sein. Der Notendurchschnitt des Abiturs ist nicht relevant, was zählt ist die persönliche Eignung des Bewerbers.
Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess für ein Studium bei der Bundeswehr ist lang, gründlich und umfangreich, denn es gibt jährlich deutlich mehr Bewerber als freie Studienplätze. Um die Zusage für einen Studienplatz zu erhalten, müssen Interessenten zunächst das anspruchsvolle Auswahlverfahren für die Offizierslaufbahn bestehen. Dafür wird ein Assessment-Center absolviert, in dem Bewerber auf ihre charakterliche, psychische und physische Eignung geprüft werden. Zusätzlich finden je nach Fachbereich persönliche Gespräche und Sporttests statt.
Eine starke Persönlichkeit ist wichtig, denn angehende Offiziere müssen auch in absoluten Ausnahmesituationen verantwortungsvoll die Führungsposition übernehmen. Im Ernstfall müssen weitreichende Entscheidungen getroffen werden, von dem das Leben zahlreicher Menschen abhängen kann. Das kann körperlich und vor allem psychisch sehr belastend sein, daher muss ein Offizier mit Führungsgewalt diesen Herausforderungen gewachsen sein. Mit Hilfe des umfangreichen Auswahlverfahrens wird festgestellt, ob Bewerber die notwendigen Voraussetzungen und Fähigkeiten für diese verantwortungsvolle Position mitbringen.
Ablauf und Besonderheiten des Studiums
Ein Bachelorstudium bei der Bundeswehr dauert in Regelstudienzeit 7 Trimester (= 7 x 3 Monate). Ein Masterstudium nimmt mindestens 5 Trimester in Anspruch (= 5 x 3 Monate). Wer sich bei der Bundeswehr zu einer Offizierslaufbahn entscheidet, verpflichtet sich jedoch über die Dauer des Studiums hinaus. Bewerber, die sich für ein Studium mit Offizierslaufbahn an einer Bundeswehrhochschule entscheiden, verpflichten sich insgesamt für mindestens 13 Jahre. Als Pilot gehen Absolventen eine Verpflichtung für 16 Jahre und als Arzt oder Apotheker für 17 Jahre als Zeitsoldat. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, als Berufssoldat bei der Bundeswehr übernommen zu werden – es handelt sich dann um ein unbefristetes Dienstverhältnis.
Im Gegensatz zu einem Studium an anderen Universitäten, finden Seminare bei einem Bundeswehrstudium hauptsächlich in kleinen Gruppen statt. Vorlesungen mit hunderten Studenten gibt es nicht. Die Bundeswehr legt den Fokus dadurch auf ein praxisorientiertes Lernen. Die jährliche vorlesungsfreie Zeit beträgt im Vergleich zu anderen Hochschulen lediglich 3 Monate.
Studenten, die sich bei der Bundeswehr verpflichten, sollten sich über folgenden Aspekt bewusst sein: Soldaten werden bei Bedarf oft bundesweit versetzt und müssen deshalb ausreichend Flexibilität und Einsatzbereitschaft mitbringen. Bei einer Kombination aus Studium und Dienst bei der Bundeswehr, verpflichten sich Bewerber auch zu Auslandseinsätzen und damit auch zu einem eventuellen Dienst an der Waffe. Wer dazu nicht bereit ist, sollte sich gegen eine Kombination von Studium und Offizierslaufbahn entscheiden.
Kosten
Kosten fallen für ein Studium bei der Bundeswehr nur an, wenn Studenten ohne eine Verpflichtung bei der Bundeswehr studieren. Aufgrund der hohen Nachfrage und exzellenten Ausbildung bei der Bundeswehr, müssen Absolventen, die sich nicht in den Dienst der Bundeswehr stellen, mit Studienkosten zwischen 13.000 Euro bis 22.000 Euro im Bachelor- und 10.000 bis 17.000 Euro im Masterstudium rechnen. Die genauen Kosten ergeben sich aus der Wahl des Studiengangs samt der benötigten Studiendauer.
In der Offizierslaufbahn sieht das anders aus: Die Studiengebühren entfallen, darüber hinaus werden Studenten mit ca. 1.000 Euro im Monat vergütet. Zusätzlich besteht ein kostenloser Zugang zum ärztlichen Versorgungsnetz der Bundeswehr.
Fazit
Für alle, die eine berufliche Karriere bei der Bundeswehr anstreben, empfiehlt es sich, ein Studium bei der Bundeswehr zu beginnen. Es entstehen keinerlei Ausbildungskosten, stattdessen gibt es bereits während der Studienzeit eine attraktive Vergütung. Im Gegenzug verpflichten sich Absolventen für mindestens 13 Jahre bei der Bundeswehr. Für zivile Bewerber fallen bei einem Studium an einer der Bundeswehrhochschulen hohe Kosten an.