Die Geschichte des E-Learnings
Die Geschichte des E-Learnings beinhaltet zahlreiche technische Weiterentwicklungen, durch die das Angebot des Fernunterrichts überhaupt erst möglich war. Doch nicht jede Erfindung erwies sich auch als Erfolg und so ist die Geschichte des E-Learnings auch mit Rückschlägen und Enttäuschungen verbunden. Nachfolgend möchten wir einen Einblick in den zeitlichen Ablauf der Entwicklung geben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Geschichte des E-Learnings wurde nachhaltig von der technischen Weiterentwicklung beeinflusst. Die Erfindung des Computers und des World Wide Web eröffneten neue Möglichkeiten des Fernunterrichts.
- Bereits im 16. Jahrhundert entwickelte ein italienischer Ingenieur eine Lernmaschine, die rotierende Lesepulte beinhaltete und das Lernen so unterstützen sollte.
- Die E-Learning-Geschichte ist mit vielen Rückschlägen und erfolglosen Ideen verbunden. Dennoch blieb das Interesse, das Lernen zu verändern, über die Jahre hinweg erhalten.
- Mittlerweile ist das E-Learning fester Bestandteil der Aus- und Weiterbildung und Schüler, Studenten und Berufstätige können diese Möglichkeit nutzen, um ihr Wissen über das Internet zu erweitern.
Was sind die Anfänge vom E-Learning?
Auch wenn das E-Learning erst in den letzten 20 Jahren richtig Fahrt aufgenommen hat, so liegen die Anfänge doch bereits viel weiter zurück, als häufig angenommen wird. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte der italienische Ingenieur Agostino Ramelli ein Bücherrad mit rotierenden Lesepulten. Das Leserad bot Platz für bis zu zwölf Bücher, zwischen denen der Leser mithilfe eines Drehmechanismus beliebig wechseln konnte. Im 18. Jahrhundert entstand das Konzept des Fernunterrichts, das von Caleb Philips ins Leben gerufen wurde. Die Schüler erhielten erstmalig ihre Lektionen per Post und konnten auch fernab des Klassenzimmers lernen. Das E-Learning, wie wir es heute kennen, hängt jedoch stark mit der Entwicklung des Internets zusammen. Denn erst dadurch war es möglich, auch digitalen Unterricht anzubieten.
Zeitlicher Ablauf der E-Learning Geschichte
Bis zum E-Learning, wie es heute genutzt wird, verging sehr viel Zeit. Allerdings war jeder dieser Schritte prägend, weshalb wir nachfolgend näher auf den zeitlichen Ablauf der Entstehungsgeschichte eingehen möchten.
1728: Entstehung des Fernunterrichts
Der Stenografie-Lehrer Caleb Philips ging im Jahr 1728 einen vollkommen neuen Weg und versendete die wöchentlichen Lektionen innerhalb von Boston per Post. Damit war der weltweit erste Fernunterricht geboren. Das Angebot setzte sich damals jedoch nicht durch. Erst die Verbesserung des Postdienstes im 19. Jahrhundert trug zur Verbreitung der Fernlehrgänge bei.
1850er: Entstehung der ersten Fernstudiengänge
In den 1850er Jahren führte die University of London als erste Universität Fernstudiengänge ein.
1866: Entwicklung der ersten Lernmaschine
1866 entwickelte der Webstuhlentwickler Halcyon Skinner eine Lernmaschine zum Üben der Rechtschreibung und ließ diese patentieren.
1890er: Kurse per Telefon
Die University of Chicago nutzte in den 1890er-Jahren erstmalig das Telefon, um Kurse für seine Studenten anzubieten.
1920er: Lernprogrammen über Rundfunk
In den 1920er Jahren wurde in den USA erstmals der Rundfunk für die Verbreitung von Lernprogrammen verwendet.
1924: Entwicklung des Automatic Teacher
Das erste elektronische Lerngerät wurde im Jahr 1924 von Sidney Pressey entwickelt, der Professor an der Ohio State Universität war. Der elektronische Lehrer diente dazu, standardisierte Tests zu ersetzen und den Lernprozess zu automatisieren. Da die Nachfrage nicht groß genug war, konnte sich diese Erfindung nicht durchsetzen.
1957: Erfindung der Lehrmaschine GLIDER
Im Gegensatz zum Automatic Teacher von Sidney Pressey diente die Lehrmaschine von BF Skinner nicht dazu, Schüler zu testen, sondern diese zu unterrichten. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch auch bei dieser Entwicklung leider aus.
1960er: Vermehrte Nutzung von Computern
Die technische Weiterentwicklung machte auch vor den Hörsälen und Klassenzimmern nicht Halt und so wurden in den 1960er-Jahren die ersten Computer an Lehreinrichtungen eingeführt und die Hochschulen stellten erstmalig computerbasierte Lernangebote zur Verfügung.
1980er: Einsatz von PCs an Schulen
Durch die technische Weiterentwicklung kamen im Jahr 1986 bereits bei einem Viertel der Schulen in den USA Computer zum Einsatz. 25 Prozent der weiterführenden Schulen nutzen außerdem Computer für die Studien- und Berufsberatung.
1994: Gründung der ersten Online-Schule
Die CompuHigh war die weltweit erste Highschool, die ausschließlich online Unterricht anbot. Sie stand sowohl US- als auch internationalen Schülern zur Verfügung und bot die Klassen 9 bis 12 an.
1999: Begriff E-Learning etabliert sich & erste Online-Universität wird gegründet
Elliott Masie nutzte erstmals auf einer TechLearn-Konferenz den Begriff E-Learning und prägte damit eine ganze Branche. Im gleichen Jahr wurde auch die Jones International Universität, die weltweit erste Online-Universität, gegründet. Bis ins Jahr 2015 konnten Studenten hier Online-Kurse im Bereich Wirtschaft und Bildung absolvieren.
2002: OpenCourseWare-Projekt des MIT
Im Rahmen des OpenCourseWare-Projekts führte das Massachusetts Institute of Technology im Jahr 2002 kostenlose Kursmaterialien für Online-Kurse und Vorlesungen ein.
2014: Anstieg des E-Learning Angebots an Hochschulen und Unis
2014 betrug der Anteil der öffentlichen US-amerikanischen Hochschulen und Universitäten, die E-Learning anbieten, bereits 98 Prozent.
2020: 90 Prozent der US-Unternehmen bieten E-Learning an
Im Jahr 2020 nutzten 90 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen die Möglichkeit des E-Learnings für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.
Verschiedene Formen vom E-Learning
Der Begriff E-Learning umfasst verschiedene Formen des elektronischen Lernens, die vom Grundaufbau jedoch sehr ähnlich sind. Die Formen des E-Learnings veränderten sich auch durch die technische Weiterentwicklung, die mit den Jahren neue Möglichkeiten an Lernprogrammen eröffneten. Unterschieden werden unter anderem die folgenden Formen des E-Learnings.
- Virtuelles Lernen:
Das virtuelle Lernen beschreibt eine Form des Unterrichts, der ausschließlich über das Internet stattfindet und keinerlei Präsenzunterricht beinhaltet. Diese Art des E-Learnings wird als Webinar oder Online-Kurs angeboten und beinhaltet in der Regel keine Interaktion mit den Dozenten.
- Blended Learning:
Das Blended Learning verbindet Präsenzunterricht und virtuelles Lernen und vereint die Vorteile beider Lernformen miteinander. Im Gegensatz zum reinen virtuellen Lernen gibt es hier die Möglichkeit zur Interaktion und die Kommunikation zwischen Lernendem und Dozent bleibt nicht auf der Strecke.
- Virtual Classroom:
Die technische Weiterentwicklung und die Corona-Pandemie führten dazu, dass die Schüler heute mit dem virtuellen Klassenzimmer und dem damit verbundenen Home-Schooling vertraut sind. Der Virtual Classroom nutzt das Internet als Kommunikationsmedium und vernetzt Lehrer und Schüler an verschiedenen Standorten.
Technische Entwicklung beim E-Learning
Die Geschichte des E-Learnings wurde maßgeblich von der technischen Entwicklung bestimmt. Der Lernprozess, wie wir ihn heute kennen, wurde erst durch die Entwicklung des Computers und der Einführung des Internets möglich. Die Grundsteine hierfür wurden bereits in den 1960er Jahren mit der Entwicklung des ersten computergestützten Lehrmittels gelegt. Wichtige Meilensteine der E-Learning-Geschichte sind daher auch die folgenden Entwicklungen:
- PLATO:
Im Jahr 1960 entwickelte Don Bitzer, Professor an der University of Illinois, das computergestützte Lehrmittel „Programmed Logic for Automatic Teaching Operations“ – kurz PLATO. Zu Beginn wurde PLATO genutzt, um den Schülern eine technische Unterstützung beim Erlernen des Lesens und Schreibens zur Seite zu stellen. Aufgrund seiner Fähigkeiten entwuchs PLATO jedoch schnell diesem Einsatzzweck und wurde zum Vorreiter des modernen Multi-User-Computing.
- ARPANET:
Im Jahr 1969 wurde das ARPANET ins Leben gerufen und die technische Grundlage für das Internet geschaffen. Das ARPANET vernetzte vier Universitätsrechner und diente dazu, Ressourcen und wissenschaftliche Informationen mit den vernetzten Universitäten zu teilen. Ohne diesen Schritt wäre das Internet, wie wir es heute kennen, vielleicht niemals entstanden.
- Apple II Personal Computer:
Apple ist in vielen Bereichen ein großer Vorreiter und spielt auch in der Geschichte des E-Learnings eine wesentliche Rolle. Im Jahr 1977 brachte das Unternehmen den Apple II heraus, mit dem primären Ziel, die Bildung damit technologisch voranzutreiben. Der Personal Computer verfügte erstmals über Farbgrafiken und eine Soundausgabe, was den Apple II vor allem für junge Nutzer interessant machte.
- Electronic University Network:
Im Jahr 1983 entstand das Online-Bildungsnetzwerk „Electronic University Network“, das ins Leben gerufen wurde, um Universitäten und Hochschulen bei Online-Kursen zu unterstützen.
- Word Wide Web:
Im Jahr 1989 erfand der britische Wissenschaftler Tim Berners-Lee das World Wide Web, mit dem Ziel, akademischen Institutionen weltweit einen einfachen Informationsaustausch zu ermöglichen.
Zukunft des E-Learnings
Bei einem Blick auf die Entwicklung des E-Learnings in den letzten 10 Jahren zeigt sich, dass auch in den nächsten Jahren mit keinem Stillstand zu rechnen ist und der Lernprozess immer weiter optimiert werden wird. An Bedeutung könnte in den nächsten Jahren das adaptive E-Learning an Bedeutung gewinnen. Hierbei handelt es sich um eine Art des E-Learnings, bei dem die Lernmaterialien sich an den Wissensstand der Lernenden anpasst und ein individuelles Lernen ermöglicht. Das personalisierte Lernen zeigt die Richtung auf, in die sich das E-Learning in Zukunft bewegen wird. Denn das virtuelle Lernen eignet sich optimal für personalisierte Lernprogramme.
Fazit
Die Geschichte des E-Learnings ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Computers. Allerdings wurde früher als häufig angenommen an ersten Konzepten getüftelt. Denn schon im 18. Jahrhundert starteten die ersten Versuche mit dem Angebot von Fernunterricht und dem Versand der Lernmaterialien per Post. Es folgten viele weitere Versuche und Entwicklungen, bis sich schlussendlich 1999 der Begriff E-Learning etablierte und die Hochschulen und Universitäten die Vorteile des virtuellen Lernens für sich entdeckten. Heute profitieren die Lernenden von vielen Formen des E-Learnings und können sich beruflich bequem über das Internet weiterbilden.