An der Abendschule den Schulabschluss nachholen

An einer Abendschule können verschiedene Schulabschlüsse nachgeholt werden. Sowohl ein Hauptschulabschluss, Realschulabschluss als auch die allgemeine Hochschulreife können auf dem zweiten Bildungsweg absolviert werden. Es handelt sich um eine Unterrichtsform in Teilzeit, weshalb eine parallele Berufstätigkeit möglich ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Je nachdem, welcher Abschluss nachgeholt werden soll, ist ein Besuch der Abendhauptschule (Hauptschulabschluss), Abendrealschule (mittlere Reife) oder des Abendgymnasiums (Fachhochschul- und Allgemeine Hochschulreife) möglich.
  • Der Unterricht an einer Abendschule beginnt in der Regel am späten Nachmittag oder in den frühen Abendstunden.
  • Es müssen ca. 20 Unterrichtsstunden pro Woche absolviert werden.

Was ist eine Abendschule?

Eine Abendschule ist auf den Unterricht in den Abendstunden ausgerichtet. Das bedeutet, dass alle Schüler einer Abendschule tagsüber arbeiten gehen oder eine Familie versorgen können. Es handelt sich demnach um eine Unterrichtsform in Teilzeit, bei der sowohl Schulabschlüsse der Sekundarstufe I und Sekundarstufe II nachgeholt werden können. Es gibt sowohl staatliche als auch private Abendschulen.

An einer Abendschule können nicht nur Schulabschlüsse, sondern auch höhere berufliche Qualifikationen erworben werden. Viele Aufstiegsfortbildungen zum Techniker, Meister oder Fachwirt finden in Form von Abendunterricht statt. Für alle, die aufgrund ihrer Lebenssituation (z. B Schichtdienst) keinen Unterricht am Abend besuchen können, gibt es meist auch tagsüber Unterrichtsangebote.

Nutzen und Perspektiven für Schüler

Für Schüler bietet eine Abendschule eine Gelegenheit, einen verpassten Schulabschluss zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Wer bereits in einen Beruf eingestiegen ist und sich im Anschluss durch einen besseren Bildungsabschluss weiterführend qualifizieren möchte, kann über den Besuch einer Abendschule nachdenken. Es ist möglich, weiterhin im ausgeübten Beruf zu arbeiten und nebenher einen Schulabschluss zu erwerben.

Vor allem für Schüler, die zuvor keinen Schulabschluss vorweisen können, eröffnet der Besuch einer Abendschule neue berufliche Perspektiven. Denn für die Ausübung vieler Jobs oder den Beginn einer Ausbildung ist mindestens ein Haupt- oder Realschulabschluss erforderlich. Aber auch als Abendschüler, der die Fachhochschulreife oder das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholt, ergeben sich nach erfolgreichem Abschluss neue Perspektiven. Absolventen bekommen die Möglichkeit, ein Fachhochschul- oder Hochschulstudium zu beginnen und sich somit beruflich höher zu qualifizieren als zuvor. Wer einen Meister, Techniker oder Fachwirt anstrebt, kann diese berufliche Qualifizierung direkt über den Besuch einer Abendschule erlangen.

Mögliche Abschlüsse

An einer Abendschule können Schulabschlüsse der Sekundarstufe I und Sekundarstufe II nachgeholt werden. Die Abschlüsse der Sekundarstufe I umfassen den Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss bzw. die mittlere Reife (auch Fachoberschulreife genannt).

Die Sekundarstufe II ist die höchste Stufe der Ausbildung an allgemeinbildenden Schulen. Sie baut neben den Inhalten der Primarstufe (der Grundschule) auch auf dem Unterrichtsstoff der Sekundarstufe I auf. In der Sekundarstufe II sind folgende Abschlüsse möglich: Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife. Beide berechtigen zu einem Studium, entweder an einer Fachhochschule oder Hochschule bzw. Universität.

So funktioniert die Abendschule

An einer Abendschule wird vorrangig ab dem späten Nachmittag oder frühen Abend, an ca. 4 Tagen die Woche unterrichtet. Es werden grundlegend alle Informationen vermittelt, die auch während eines Schulabschlusses auf dem ersten Bildungsweg unterrichtet werden. So wird sichergestellt, dass einem erfolgreichen Schulabschluss mit nachfolgendem Start ins Berufsleben nichts im Weg steht.

Um einen Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg zu erwerben, müssen Schüler ebenso wie auf dem ersten Bildungsweg entsprechende Abschlussprüfungen ablegen. Wie genau die Prüfungen ablaufen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Das Bundesland, der angestrebte Abschluss, die konkrete Schulform (in diesem Fall eine Abendschule) sowie bundeseinheitliche oder bundesländerabhängige Gesetze sind entscheidend.

In sogenannten Externenprüfungen – auch Nichtschülerprüfungen genannt – wird das während des Unterrichts vermittelte Wissen abgefragt. Sie finden in der Regel einmal im Jahr statt. Schüler können diese Prüfungen in der Regel an der Abendschule ablegen, bei der sie den Unterricht absolviert haben – es sei denn diese Schule hat keine Prüfungsberechtigung. Die Zulassung zur Prüfung erfolgt durch das Kultusministerium des jeweiligen Bundeslandes, an dem der Schulabschluss nachgeholt wird. Da Zeit und Ort je nach Schule individuell festgelegt werden, sollten Sie sich unbedingt rechtzeitig bei Ihrer Abendschule über die konkreten Prüfungsbedingungen informieren.

Aufbau des Unterrichts

Je nachdem, auf welcher Abendschule Sie ihren Schulabschluss nachholen und welchen Abschluss Sie anstreben, ist der Unterricht ein wenig unterschiedlich aufgebaut. Die konkrete Fächerkombination, die Inhalte des Unterrichts und die zeitliche Struktur können je nach Abendschule unterschiedlich ausfallen. Unter der Woche findet der Unterricht meist ab dem späten Nachmittag, in üblichen Unterrichtsstunden von ca. 45 Minuten statt. Auch Doppelstunden zu je 90 Minuten sind möglich. Abendschüler müssen auch damit rechnen, dass an Wochenenden unterrichtet wird. Hier kann es sich auch um Blockunterricht von mehreren Stunden handeln. Einige wenige Abendschulen können für verschiedene Fächer mehrere Zeitfenster pro Tag anbieten, damit alles Abendschüler zum Zeitpunkt ihrer Wahl am Unterricht teilnehmen können.

Vor allem an manchen Abendgymnasien muss im Vorfeld ein spezieller Vorkurs besucht werden, der die Kandidaten auf den angestrebten Abschluss vorbereitet. In einem solchen Kurs wird Unterrichtsstoff aufgearbeitet, der möglicherweise nicht allen Schülern bekannt ist. Ein solcher Vorkurs soll sicherstellen, dass alle Absolventen sich bei Schulbeginn möglichst auf demselben Wissensstand befinden.

Fächerauswahl

Ebenso wenig wie es auf einer Schule des ersten Bildungsweges möglich ist, kann man auch den Stundenplan während des Besuchs einer Abendschule nicht frei von Vorgaben wählen. Entscheidend für die Fächer und konkreten Inhalte sind vor allem, ob es sich um eine Abendhauptschule, eine Abendrealschule, ein Abendgymnasium oder eine fachlich ausgerichtete Abendschule handelt, auf der man einen höheren Berufsabschluss, wie einen Techniker oder Meister, anstrebt. Es müssen bestimmte Pflichtfächer (Mathematik, Deutsch, Englisch sind an jeder Abendschule Pflicht) belegt werden, darüber hinaus können Schüler sich zwischen verschiedenen Wahlfächern (Erdkunde, Physik, Chemie, Biologie, verschiedene Fremdsprachen, Sport) entschieden. Aus der gewählten Fächerkombination setzt sich der Stundenplan zusammen.

Abendschüler an einem Abendgymnasium wählen aus allen Angebotenen Fächern an einer Abendschule ihre Grundkurse und zwei Leistungskurse. Die Leistungskurse werden vertiefend unterrichtet, da in diesen längere Abschlussklausuren stattfinden. Die gewählten Leistungskurse müssen eine Kombination aus Deutsch, Mathe, einer Fremdsprache oder einer Naturwissenschaft sein. An den fachlich ausgerichteten Abendschulen haben die unterrichteten Fächer einen einschlägigen Bezug zum angestrebten Beruf. Wer beispielsweise eine Abendschule besucht, um einen Techniker im Bereich Elektrotechnik abzuschließen, wird unter anderem in der Automatisierungstechnik unterrichtet.

Dauer und Kosten

Die Dauer des Besuchs einer Abendschule richtet sich vor allem nach dem angestrebten Schulabschluss und den bereits vorhandenen Qualifikationen. Schüler sollten mit einer Dauer von ein bis vier Jahren rechnen, bis der gewünschte Schulabschluss erfolgreich nachgeholt wurde.

Je nachdem welche Voraussetzungen und welchen vorherigen Abschluss Sie mitbringen, kann die benötigte Zeitspanne variieren. Für einen Hauptschulabschluss brauchen Absolventen in der Regel ein bis maximal 2 Jahre, während für das Abitur schnell drei oder vier Jahre benötigt werden, wenn Sie bisher einen Hauptschul- oder Realschulabschluss vorweisen können. Wer ein Fachabitur hat, muss meist mit weniger Zeit rechnen. Entscheidend für die Gesamtdauer sind dabei auch folgende Punkte: Können bestimmte bereits erbrachte schulische Leistungen bei dem Erwerb des Abschlusses angerechnet werden? Müssen Sie Vorkurse belegen, um ihr Wissen aufzufrischen und die Eignung für einen Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachzuweisen? Welche individuellen Voraussetzungen bringen Sie mit? Insbesondere Ihr Lerntempo und die zur Verfügung stehende Zeit, um die Unterrichtsinhalte zu verinnerlichen, kann die Dauer bis zum gewünschten Abschluss erheblich beeinflussen.

In der Regel fallen für den Besuch einer Abendschule keine hohen Kosten an, denn die meisten Abendschulen werden staatlich geführt. Wer eine staatliche Abendschule besucht, zahlt kein Schulgeld. Lediglich die Kosten für Unterrichtsbücher und weitere Lehrmaterialien müssen selbst gezahlt werden, gegebenenfalls wird für die Abschlussprüfungen eine Prüfungsgebühr erhoben. Je nachdem, ob es eine Abendschule an ihrem Wohnort gibt oder nicht, können auch Anfahrtskosten auf Schüler zukommen. Unter Umständen gibt es die Möglichkeit, Schüler-BAföG zu bekommen.

Wenn sich Schüler hingegen für einen privaten Anbieter entscheiden, müssen sie mit monatlichen Kosten in Höhe von 50 bis 200 Euro rechnen. Weitere Kosten, wie Prüfungsgebühren und Anfahrtskosten müssen auch hier eingeplant werden. Wer neben dem Besuch einer Abendschule berufstätig ist, für den sind diese Gebühren meist einfacher zu zahlen als für Mütter oder Väter, die sich tagsüber um die Betreuung ihrer Kinder kümmern. Eine private Abendschule hat oftmals den Vorteil, dass die Teilnahme ein wenig flexibler gestaltet werden kann als an staatlichen Schulen.

Zulassungsvoraussetzungen, benötigte Unterlagen und Anmeldung

Je nachdem, welcher Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg angestrebt wird und in welchem Bundesland die Abendschule liegt, gibt es verschiede Zugangsvoraussetzungen.

Voraussetzungen für den Besuch einer Abendhauptschule oder Abendrealschule sind unter anderem, dass die Bewerber die gesetzliche Schulpflicht erfüllen. Wer einen Realschulabschluss nachholen möchte, muss oftmals einen Hauptschulabschluss vorweisen können oder vorab nachholen. Weitere Voraussetzungen variieren von Bundesland zu Bundesland, so etwa das Mindestalter, das zwischen 17 und 19 Jahren liegt.

Die Zulassungsvoraussetzungen an Abendgymnasien weichen deutlich stärker voneinander ab. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich im Vorfeld bei der Abendschule über die konkreten Zulassungsbedingungen zu erkundigen, an dem der Schulabschluss nachgeholt werden soll. In der Regel sollten Schüler mindestens 18 Jahre alt sein und einen Schulabschluss der Sekundarstufe I (Haupt- oder Realschule) sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung oder alternativ mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorweisen können.

Fazit

Der Besuch einer Abendschule kommt für jeden in Frage, der einen Schulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nachholen möchte. Dabei ist es egal, ob es sich um einen ersten offiziellen Schulabschluss (Sekundarstufe I) oder eine weiterführende Qualifizierung (Sekundarstufe II, eine Aufstiegsfortbildung) handelt. Der Unterricht findet vorrangig in den Abendstunden statt, weshalb es parallel zur Schulausbildung möglich ist, eine Berufstätigkeit auszuüben oder tagsüber die eigenen Kinder zu betreuen.